Bandenmäßiger Betrug: Urteil gegen Scientology in Frankreich

(02.02.2012/dpa)

Die Scientology-Sekte ist in Frankreich wegen bandenmäßigen Betrugs zu insgesamt 600.000 Euro Geldstrafe verurteilt worden. Ein Pariser Berufungsgericht bestätigte am Donnerstag eine entsprechende Entscheidung aus erster Instanz. Die Richter sahen als erwiesen an, dass sich zwei Unterorganisationen mit illegalen Mitteln bereichert hatten. Sie sollen unter anderem in den 1990er Jahren eine Frau dazu verleitet haben, in kurzer Zeit mehr als 21.000 Euro für Bücher, Medikamente und Kurse zur Lebensbewältigung auszugeben.

Neben der Scientology-Organisation bestrafte das Gericht auch die Drahtzieher der Taten. Zwei Führungspersonen bekamen je eine zweijährige Haftstrafe auf Bewährung und müssen 30.000 Euro Geldstrafe zahlen.

Olivier Morice, der Anwalt der Anti-Sekten-Organisation Unadfi, sieht das Urteil als den Beginn eines Weges, der zum Verbot von Scientology führen könnte. Es sei das erste Mal, dass die Organisation in Frankreich wegen bandenmäßigen Betrugs verurteilt wird.

Die Staatsanwaltschaft hatte in dem Ursprungsverfahren zunächst ein Verbot von Scientology gefordert. Wenig später wurde allerdings bekannt, dass eine solche Strafe in einem Betrugsfall nicht mehr möglich ist. Ein entsprechendes Gesetz war kurz vor Beginn des ersten Prozesses im Jahr 2009 geändert worden.

Scientology wurde 1954 von dem Science-Fiction-Autor L. Ron Hubbard in den USA gegründet. Die Organisation hat ihre Zentrale in Los Angeles und bezeichnet sich selbst als Kirche. Die Bundesregierung sieht Scientology dagegen nicht als Religionsgemeinschaft an.

Zu den prominentesten Mitgliedern der Sekte gehören Hollywoodschauspieler wie Tom Cruise, John Travolta und Juliette Lewis.

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