Awdijiwka kurz vor Eroberung durch Russland
Russische Einheiten sind nur noch 200 Meter von der wichtigsten ukrainischen Nachschublinie in die Stadt entfernt.
(Diese Meldung ist eine Übernahme von multipolar)
Die ukrainische Kleinstadt Awdijiwka bei Donezk steht kurz vor der Eroberung durch russische Streitkräfte. Wie mehrere voneinander unabhängige Informationsquellen berichten, rücken russische Einheiten bei Straßen- und Häuserkämpfen seit einigen Tagen im Norden und Süden der größtenteils eingeschlossen Stadt vor. Im Norden sind sie nur noch 200 Meter von der wichtigsten Versorgungslinie der ukrainischen Armee entfernt. Sollte diese unter russische Kontrolle geraten, drohen die im Stadtzentrum stationierten ukrainischen Einheit vom Nachschub abgeschnitten und vollständig eingeschlossen zu werden.
Laut der internationalen ukrainischen Tageszeitung „The Kyiv Independent“ rechnen viele ukrainische Soldaten für Awdijiwka mit einem „ähnlichen Schicksal“ wie Bachmut. Die russische Armee hatte die ukrainischen Verteidiger in der ostukrainischen Kleinstadt vor gut einem Jahr ebenfalls fast vollständig eingekesselt und die Nachschubwege abgeschnitten, schreibt die englischsprachige Zeitung. Durch dieses Vorgehen sei ein ukrainischer Rückzug „erzwungen“ worden.
Die Eroberung Awdijiwkas würde für Russland nicht nur einen militärischen, sondern auch einen großen öffentlichkeitswirksamen Erfolg darstellen. Von den dortigen Stellungen aus konnte die ukrainische Armee das nur 15 Kilometer entfernte Stadtzentrum von Donezk mit Artilleriegeschossen angreifen. Ende Januar 2024 warf die russische Seite der ukrainischen vor, dass bei einem derartigen Angriff knapp 30 Zivilisten ums Leben gekommen seien. Mit der Einnahme von Awdijiwka würde Donezk aus russischer Sicht erheblich sicherer werden, da die ukrainischen Artilleriegeschütze die Metropole von ihren verbliebenen Stellungen nicht mehr erreichen könnten.
Bereits im Bürgerkrieg zwischen den ostukrainischen Separatisten und der regulären ukrainischen Armee seit 2014 war Awdijiwka umkämpft gewesen. Nachdem die Stadt zunächst unter Kontrolle der Separatisten stand, wurde sie Mitte 2014 von der ukrainischen Armee eingenommen und mit Verteidigungsanlagen ausgestattet. Anfang 2017 versuchten die Separatisten die Stadt erneut einzunehmen, scheiterten aber an der ukrainischen Gegenwehr.
Der Verlust der Frontstadt würde eine bedeutende symbolische Niederlage für die Ukraine bedeuten. Seit Beginn des Krieges zwischen Russland und der Ukraine hat der ukrainische Präsident mehrfach Awdijiwka besucht, zuletzt Ende Dezember 2023. Dabei betonte er stets die Wichtigkeit der Frontstadt für die Verteidigung der Ukraine. Westliche Medien berichten nur sporadisch über deren bevorstehenden Fall.
Informationen zum russischen Vormarsch auf Awdijiwka liefern unter anderem die ukrainische Nichtregierungsorganisation DeepStateMap, die ukrainisch-/US-amerikanische Nachrichtenseite Liveuamap sowie die auf diese Erkenntnisse und weitere Quellen aus sozialen Medien aufbauenden Videoblogs WeebUnion aus Dänemark und Military Summary aus Weißrussland.