Ausgekontert: NSU-Fauxpas der Bundeszentrale für politische Bildung

(27.11.2012/hg)

Mit einem an Jugendliche gerichteten vermeintlichen Aufklärungsvideo zum Thema politischer Extremismus („Ahnungslos – Was ist Extremismus?“) setzt die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) die Reihe des unsensiblen Umgangs deutscher Behörden mit den Opfern der mutmaßlich vom Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) verübten Mordserie fort.

„Es herrscht Bombenstimmung in Deutschland“, beginnt das Video, das in einer dem Zielpublikum angepassten flapsigen Sprache verfasst ist. Weiter heißt es dann: „Die Linken fackeln Luxuskarossen ab und die Rechten kontern mit den sogenannten Dönermorden.“

Damit setzt die Bundeszentrale unterschwellig nicht nur begangene Sachschäden mit verübten Morden gleich – was nur einer konsequenten Fortsetzung ihrer Linie entspricht, im Rahmen der Totalitarismus-Theorie Extremismus von links und rechts in einen Topf zu werfen.

An Absurdität kaum zu übertreffen ist aber die Darstellung der NSU-Morde als Reaktion auf brennende Luxusautos. Fragwürdig und teilweise regelrecht peinlich sind auch andere Passagen des Filmes.

So wird gefragt: „Aber warum zur Hölle müssen diese Extremisten ihren Privatkrieg hier im Restaurant an der Ecke oder an der nächsten Bushaltestelle abziehen?“ Was will die Bundeszentrale dem Zuschauer damit sagen? Dass Privates privat zu bleiben hat, und ein privater Krieg daher auch nicht in der Öffentlichkeit an der nächsten Bushaltestelle ausgetragen werden sollte?

Auch mit geschmacklosen Witzigkeiten hielt man sich nicht zurück: „Die Linken riechen ein bisschen besser (als die Rechten, Anm. d. Red.), weil sie bei den häufigen Demonstrationen eine kostenlose Ganzkörperdusche genießen.“

Vor dem Hintergrund, dass auch friedlich demonstrierende Menschen des Öfteren von den „Ganzkörperduschen“ aus den Wasserwerfern der Polizei schwerste Verletzungen davontragen mussten – wie zum Beispiel während der Proteste gegen Stuttgart 21 – erscheint auch diese Formulierung wie eine Verhöhnung von Opfern von Gewalttaten.

Die Bundeszentrale hat das Video inzwischen aus dem Netz genommen. „Unsere Intention bezüglich des Videos ist offensichtlich nicht verstanden worden und insbesondere die Formulierung „kontern“ ist missverständlich. Aus diesem Grund hat die Redaktion entschieden, das Video zu überarbeiten“,  erklärte sich die Bundeszentrale anschließend. (1) Auf dem Videoportal Youtube ist die Originalversion aber noch zu sehen. (2)

Anmerkungen

(1) http://www.bpb.de/mediathek/143856/ahnungslos-2012-bonusmaterial-extremismus

(2) Originalfassung: http://www.youtube.com/watch?v=5PdHHiUq-1Y

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