Aus für das traditionsreiche russische Konsulat in Leipzig
Das russische Generalkonsulat in Leipzig musste schließen. Die Schließung erfolgte nach einem Beschluss der Bundesregierung.
Die diplomatische Vertretung in Leipzig war das älteste russische Generalkonsulat in Deutschland. Am Donnerstag (21.12.2023) fand der offizielle Festakt zu dessen Schließung statt. Der russische Botschafter in Deutschland, Sergej Netschajew, bezeichnete die Anordnung zur Schließung als einen beispiellosen Schritt in den Beziehungen beider Staaten und betonte, dass diese Entscheidung in Berlin getroffen wurde und nicht in Moskau.
Der Schritt ist beispiellos und kann in keiner Weise als freundlich bezeichnet werden. Das ist nicht unsere Entscheidung.
Im Mai hatte das deutsche Außenministerium die Schließung von vier der fünf russischen Konsulate zum Jahresende angeordnet. Neben Leipzig sind davon auch die Standorte in Hamburg, München und Frankfurt betroffen. Allein in Leipzig nahmen 80.000 russische Staatsbürger die Dienste der diplomatischen Vertretung in Anspruch. Die russische Botschaft bezeichnete die Situation bereits vor einem halben Jahr als inakzeptabel. Nach Bekanntwerden der Schließungsanordnung warf das russische Außenministerium dem Auswärtigen Amt vor, auf die Zerstörung der russisch-deutschen Beziehungen hinzuarbeiten.
Die Forderungen des Auswärtigen Amtes, die russischen Generalkonsulate in Hamburg, Leipzig, München und Frankfurt am Main bis zum 31. Dezember 2023 zu schließen, betrachten wir vor dem Hintergrund des deutschen Beschlusses, die konsularische Präsens Russlands zu reduzieren, als einen erneuten unfreundlichen Schritt hin zur weiteren Zerstörung der russisch-deutschen Beziehungen, die auf eine jahrzehntelange vielfältige, reiche und für beide Seiten vorteilhafte Zusammenarbeit zurückblicken.
In einer Reportage berichtet eine russische Plattform am 21. Dezember 2023:
Nach Aufforderung des Bundesaußenministeriums schließen in Deutschland bis Ende des Jahres vier russische Generalkonsulate. Geöffnet bleiben nur die Botschaft in Berlin und das Generalkonsulat in Bonn.
Auf dem Gelände des Generalkonsulats in Leipzig fand die Zeremonie zum Einholen der russischen Flagge statt. Gespielt wurde dabei die erste Aufzeichnung der russischen Hymne aus dem Jahr 1943.
Die Mitarbeiter des Konsulats demontierten im Beisein des Botschafters der Russischen Föderation in Deutschland, Sergej Netschajew, die Tafel des Konsulats. Er kommentierte vor der Kamera:
Ich möchte wirklich hoffen, dass sich am Ende Besonnenheit und Pragmatismus durchsetzen und wir uns nicht für immer von Sachsen und Thüringen verabschieden, denn wir haben hier viele Freunde, viele historische Bindungen, viele Partnerschaften.
Das Generalkonsulat Leipzig ist das älteste russische Konsulat in Deutschland. Kaiserin Katharina die Große ließ es im Jahr 1783 eröffnen. Das geschichtsträchtige Gebäude erlebte alle dramatischen Wenden der deutsch-russischen Geschichte und schon früher wurde es mehrmals geschlossen. Zum ersten Mal 1812 infolge des Krieges von Napoleon gegen Russland. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs wurde es 1914 erneut geschlossen. Das Konsulat musste seine Pforten erneut schließen, als Adolf Hitler 1933 an die Macht kam. Die Wiedereröffnung erfolgte erst im Jahr 1954 in der damaligen DDR.
Dazu Andrej Dronow, russischer Konsul in Leipzig.
Die Gebäude bleiben unser Eigentum. Es stimmt, dass sie ihre konsularische und diplomatische Immunität verlieren werden. Wir hoffen, dass die deutschen Strafverfolgungsbehörden dennoch nicht aufhören werden, auf unsere Sicherheit zu achten, denn wir haben immer noch zwei Familien hier, die die Gebäude überwachen und dafür sorgen werden, dass alle Systeme ordnungsgemäß funktionieren.
In Deutschland leben derzeit bis zu einer Million Bürger mit russischen Wurzeln. Mit Leipzig und Sachsen verbindet Russland ein besonderes geschichtliches Verhältnis. An der Völkerschlacht bei Leipzig im Jahre 1813 nahmen Dutzende husarische und kosakische Verbände teil. 22.000 russische Soldaten kamen dabei ums Leben. Zu ihren Ehren wurde in Leipzig im Jahre 1913 die russisch-orthodoxe Gedächtniskirche errichtet, die bis heute erhalten ist. Auch Tausende Rotarmisten, die im Kampf gegen den Hitler-Faschismus gefallen sind, sind in Leipzig begraben. Insgesamt gibt es in Sachsen vierhundert Friedhöfe und Gedenkstätten für sowjetische Soldaten. Trotz aller Schwierigkeiten hoffen russische Diplomaten, dass sich die deutsch-russischen Beziehungen irgendwann wieder verbessern werden.
Es ist traurig und schwer, wenn man so lange mit Menschen zusammengearbeitet hat und dann ist alles zu Ende. Die Leute kommen rein und weinen. Allen tut es leid, es ist so schade. Früher haben wir immer Blumen bekommen,
äußert sich ein Konsulatsmitarbeiter. Und ein anderer sagt:
Gestern und vorgestern kamen die Deutschen bis zum Betriebsschluss und brachten Geschenke und Blumen mit. Sie wünschten uns ein frohes Weihnachtsfest. Das kommt vom Herzen der Menschen.