Aufregung über Kolumbiens NATO-Ambitionen
(04.06.2013/hg)
Anlässlich militärischer Feierlichkeiten hatte Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos am vergangenen Wochenende erklärt, dass sein Land innerhalb eines Monats ein Abkommen über die Zusammenarbeit mit der Nato abschließen werde. Das Abkommen sei ein Zwischenschritt zu einer angestrebten Mitgliedschaft in dem Militärbündnis.
Eine Annäherung an die NATO hänge auch von einem Vorankommen der Friedensverhandlungen mit der FARC-Guerilla ab. „Wenn es uns gelingt, Frieden zu erreichen, wird sich unsere Armee in einer viel besseren Position befinden, um sich internationalen Angelegenheiten zu widmen“, sagte Santos. (1)
Ein Sprecher des linken Bündnisses Marcha Patriótica, David Flórez, nannte die Ankündigung besorgniserregend. Die Entscheidung der Regierung „skizziert vor allem eine Politik, die weiterhin den Krieg und den bewaffneten Konflikt innerhalb unseres Landes vertieft”, so David Flórez. Sie eröffne auch die Aussicht auf weitere militärische Einmischungen durch die USA. (2)
Die Ankündigung des kolumbianischen Präsidenten sorgte vor allem unter den Regierungschefs des ALBA-Staatenbündnis für Verärgerung, das sich für eine stärkere Unabhängigkeit Lateinamerikas gegenüber Washington einsetzt.
Der bolivianische Präsident Evo Morales nannte Kolumbiens Kooperation mit der Nato einen Akt der Aggression, Provokation und Verschwörung gegen „antiimperialistische Regierungen, gegen Venezuela, Nicaragua, Ecuador und Bolivien“. (3)
Auch Venezuelas Präsident Nicolás Maduro kritisierte die Entscheidung des Nachbarlandes scharf, künftig enger mit der NATO zusammen zu arbeiten. Ein Beitritt Kolumbiens in das US-dominierte Bündnis wäre „ein Dolchstoß ins Herz der Völker unseres Amerikas“. (4)
Kolumbien würde damit den Prozess der Einigung Lateinamerikas schwächen, warnte Nicaraguas Präsident Daniel Ortega. Die NATO sei bekannt dafür, zu bombardieren, zu töten und zu zerstören. „Wer für den Frieden in Lateinamerika arbeiten will, soll sich vielmehr für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung, für Gesundheit, Bildung, Vollbeschäftigung und für die Einheit der lateinamerikanischen Staaten einsetzen“, sagte Ortega. (5)
Wie die Stimme Russlands meldete, sei das Militärbündnis laut Aussage von NATO-Vertretern an einer Erweiterung der Zusammenarbeit mit Kolumbien interessiert, das Land entspreche aber nicht den geografischen Kriterien für die Mitgliedschaft in der NATO. (6)
Anmerkungen
(1) http://de.ria.ru/politics/20130602/266229899.html
(2) http://amerika21.de/2013/06/83113/kolumbien-nato-beitritt
(3) http://german.ruvr.ru/news/2013_06_04/Bolivien-uber-Kolumbiens-Hoffnungen-auf-Nato-Beitritt-emport-3999/
(4) http://amerika21.de/2013/06/83127/kritik-beitritt-kolumbien-nato
(5) ebd.
(6) http://german.ruvr.ru/news/2013_06_04/Bolivien-uber-Kolumbiens-Hoffnungen-auf-Nato-Beitritt-emport-3999/