Atomforscher zurück in Iran - Heftige Vorwürfe an USA und Israel
(15.07.2010/nzz/dpa)
Der Atomforscher Shahram Amiri ist in Iran eingetroffen. An einem Auftritt vor Medien bekräftigt er erneut, dass er von US-Geheimdiensten entführt und in die USA geschafft vorden sei. Doch der Fall bleibt verworren.
Die Affäre um den verschwundenen iranischen Atomforscher geht in eine weitere Runde: Shahram Amiri ist in Teheran eingetroffen. Nach mehr als einjähriger Odyssee kehrte der 32-jährige Iraner inzwischen wieder in den Schoß der Familie zurück. Zu seiner Begrüßung auf dem Flughafen von Teheran war in den frühen Morgenstunden neben Frau, Sohn und Eltern auch der stellvertretende Außenminister Hassan Ghashgavi erschienen. Der strahlende Heimkehrer hielt die meiste Zeit seinen kleinen Sohn im Arm und zeigte der Presse das Victory-Zeichen. Amiri wandte sich anschließend an die Medien, wo er wiederholte, was er bereits in einem Video erklärt hatte.
Er sei in Medina vor seinem Hotel von amerikanischen und saudischen Geheimagenten entführt worden. Man habe ihn an einen unbekannten Ort in Saudi-Arabien gebracht. Man habe ihm eine Injektion mit Betäubungsmittel gegeben. Dann habe man ihn in einem Militärflugzeug in die Vereinigten Staaten gebracht. Während zwei Monaten sei er von CIA-Agenten gefoltert worden. Sie hätten ihn unter Druck gesetzt und ihm gedroht, ihn an Israel auszuliefern, wenn er nicht kooperiere. „In Israel gibt es versteckte Gefängnisse. Da bleibt keine Spur mehr von dir zurück.“
Amiri fügte an, der CIA habe ihm 50 Millionen Dollar angeboten, wenn er in den USA bleibe. Er habe Dokumente, mit denen er belegen könne, dass er sich nicht freiwillig dort aufgehalten habe. Die Washington Post berichtete am Donnerstag weiter, Amiri habe die Summe zwar erhalten, komme aber nach seiner Rückkehr in den Iran nicht mehr an das Geld heran. „Auf alles, was er bekam, hat er keinen Zugriff mehr, dank der Finanz-Sanktionen gegen den Iran“, sagte der US-Regierungsbeamte. Laut Amiri war in der Tat Geld im Spiel, sogar mehr als von den Amerikanern angegeben. „Mir wurden 10 Millionen Dollar angeboten, damit ich im US-Nachrichtensender CNN zugebe, dass ich in den USA Asyl beantragt habe, und weitere 50 Millionen, damit ich nicht zurückkehre“, zitierte die iranische Nachrichtenagentur ISNA den Wissenschaftler am Donnerstag. Als anständiger Iraner habe er das Geld jedoch abgelehnt.
Bisher haben die USA offiziell kaum auf den Fall reagiert. Herr Amiri sei zu jeder Zeit frei gewesen, sagte Außenministerin Hillary Clinton am Dienstag. Inoffiziell heißt es jedoch, Amiri sei ein Überläufer gewesen, der den USA Informationen geliefert habe. Nach einem Nervenzusammenbruch sei er jedoch „gekippt“, vermutlich aus Sorge um seine Familie. Die Geschichte bleibt verworren.