Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte stark gestiegen – Aufklärung gering
(09.12.2015/dpa)
Flüchtlingsunterkünfte in Deutschland sind 2015 mehr als viermal so oft angegriffen worden wie im Vorjahr. Bis zum 7. Dezember verzeichneten die Ermittler 817 Fälle, wie das Bundeskriminalamt (BKA) am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Für mindestens 733 Attacken seien „rechtsmotivierte Täter“ verantwortlich. Im gesamten Jahr 2014 waren laut BKA 199 Straftaten gegen Asylunterkünfte gemeldet worden, davon 177 politisch rechts motivierte.
Bei den Übergriffen handele es sich überwiegend um Sachbeschädigungen, Propagandadelikte und Volksverhetzungen, teilte eine Sprecherin des BKA mit. Allerdings sei auch die Zahl der Gewaltdelikte gegen Flüchtlingsunterkünfte deutlich gestiegen. Die bisherige Höchstmarke aus dem vergangenen Jahr von 28 wurde mit bislang (7. Dezember) 130 Gewalttaten 2015 bereits deutlich überschritten, wie die BKA-Sprecherin erklärte. Zu den Gewaltdelikten zählen auch Brandstiftungen, die sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als verzehnfacht haben – 2014 waren es sechs gewesen, 2015 bereits 68.
Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) nannte die Bilanz erschütternd. „Es ist beschämend, wenn innerhalb eines Jahres die Zahl der Brandanschläge derart sprunghaft ansteigt“, sagte er der Funke-Mediengruppe. „Notwendig ist eine eindeutige Reaktion: Die Täter müssen mit aller Kraft ermittelt und konsequent zur Rechenschaft gezogen werden.“
Die Aufklärungsquote für Brandanschläge auf Flüchtlingsheime ist weitaus niedriger als bei vergleichbaren Delikten. Schwere Brandstiftung wird normalerweise in mehr als der Hälfte aller Fälle aufgeklärt. Nach Bränden in Flüchtlingsunterkünften gelingt es nur in jedem zehnten Fall, die Täter zu ermitteln.