JFK-Attentat

Akten zu Kennedy-Mord: Beteiligung der CIA gerät erneut in Fokus

US-Journalist Jefferson Morley: „klare und überzeugende Beweise“ für Verantwortung der CIA / Geheimdienst überwachte Kennedy-Attentäter bereits vier Jahre vor der Tat / Anhörung vor dem Ausschuss des US-Repräsentantenhauses am 1. April

(Diese Meldung ist eine Übernahme von multipolar.)

Der ehemalige Washington-Post-Journalist Jefferson Morley wirft dem US-amerikanischen Auslandsgeheimdienst Central Intelligence Agency (CIA) vor, an der Ermordung des früheren US-Präsidenten John F. Kennedy (JFK) mitgewirkt zu haben. Morley ist Vizepräsident der „Mary Ferrell Foundation“, die Akten im Zusammenhang mit dem Attentat vom 22. November 1963 zusammenträgt. Am 20. März schrieb Morley auf seiner Substack-Seite „JFK-Facts“, er sehe „klare und überzeugende Beweise dafür, dass die CIA für die Ermordung JFKs verantwortlich ist“. Morley beruft sich dabei auf jene Akten, welche die Trump-Regierung am 18. März der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hatte. Verschiedene Medien, darunter etwa die US-Nachrichtenagentur „AP“ und der britische Sender „BBC“, hatten dagegen berichtet, dass die Akten keinen „Paukenschlag“ beziehungsweise Hinweise auf eine „Verschwörung“ beinhalteten.

Im Zusammenhang mit den JFK-Akten informierte Morley – zuerst in einem Live-Podcast und später auch auf seiner Seite – über neun Dokumente, die zeigen würden, dass der Chef der Spionageabwehrabteilung der CIA, James Jesus Angleton, den Tatverdächtigen Lee Harvey Oswald über Jahre hinweg als potenziellen CIA-Kontakt im Auge gehabt habe. So sei Oswald bereits 1959 unter Angletons Anweisung einer Postüberwachung unterzogen worden. Vor dem United States House of Representatives Select Committee on Assassinations (HSCA), welches 1976 zu dem Schluss kam, dass es sich bei der Ermordung Kennedys um eine „Verschwörung“ gehandelt habe, bestritt Angleton, von entsprechenden Plänen gewusst zu haben.

Am 1. April soll Morley in einer Anhörung vor dem ständigen Ausschuss für Aufsicht und Rechenschaft des US-Repräsentantenhauses (House Committee on Oversight and Government Reform) aussagen. Die Anhörung findet im Rahmen der Arbeitsgruppe zur Freigabe geheimer Regierungsdokumente statt. Die Arbeitsgruppe untersucht neben dem Attentat auf Kennedy auch die 1968 verübten Morde am Bürgerrechtler Martin Luther King Jr. und am Senator Robert F. Kennedy.

Die Arbeitsgruppe wird von der republikanischen Abgeordneten Anna Paulina Luna geleitet. Sie kündigte in Morleys Live-Podcast an, im Rahmen der Untersuchung den Bericht eines unbenannten Whistleblowers zu veröffentlichen. Er soll die Beteiligung der CIA weiter untermauern. Die Abgeordnete aus dem Bundesstaat Florida weist die Theorie eines Einzeltäters zurück und spricht von zwei Schützen. Morley zufolge decke sich diese Darstellung mit den 2023 veröffentlichten Aussagen der Mediziner am Parkland Hospital in Dallas, die den Leichnam von Kennedy untersucht hatten.

Zum Tod des 35. US-Präsidenten am 22. November 1963 in Dallas gibt es seit Jahrzehnten verschiedene Theorien. Das Ergebnis der offiziellen Untersuchung durch die Warren Commission, wonach Oswald als Einzeltäter gehandelt habe, wird immer wieder in Zweifel gezogen. Unter anderem, weil Allen Dulles an der Untersuchung beteiligt gewesen war. Der ehemalige CIA-Chef war wegen des gescheiterten, CIA-gestützten Angriffs auf Kuba („Schweinebucht-Invasion“) zuvor von Kennedy entlassen worden.

In seiner ersten Amtszeit hatte US-Präsident Donald Trump die schrittweise Offenlegung vertraulicher Unterlagen zum Attentat in Dallas veranlasst. Einige Dokumente blieben jedoch zunächst unter Verschluss, da Sicherheitsbehörden Bedenken geäußert hatten. In seiner zweiten Amtszeit veranlasste Trump die in Rede stehende Veröffentlichung von etwa 80.000 Seiten bislang unzugänglicher Akten, die nun ohne Schwärzungen der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Jefferson Morley hat auf seiner Seite eine Sammlung von 15 weiterhin offenen Fragen zusammengetragen. Im deutschsprachigen Raum setzen sich besonders der Rechtsanwalt Markus Kompa, unter anderem in einem Podcast mit dem Journalisten Dirk Pohlmann, sowie der Journalist Mathias Bröckers mit dem Fall auseinander.

Drucken

Drucken

Teilen