Ukraine-Krieg

73 Prozent der Ukrainer für „sofortige Friedensverhandlungen“

Repräsentative Umfrage: Friedensforderung in allen Landesteilen mehrheitsfähig / 89 Prozent der Ukrainer lehnen Senkung des Mobilisierungsalters ab / Deutsche Bundesregierung liefert weitere Waffen

(Diese Meldung ist eine Übernahme von multipolar.)

Fast drei Viertel der ukrainischen Bevölkerung fordern unverzügliche Verhandlungen um den Krieg mit Russland zu beenden. Dies geht aus einer aktuellen repräsentativen Umfrage der ukrainischen Organisation „Fortgeschrittene Rechtsinitiativen“ (PPI) hervor. 73,4 Prozent der Befragten entschieden sich demnach für die Antwort „sofortige Friedensverhandlungen für eine Kompromisslösung“, während sich die restlichen 26,6 Prozent der Befragten für die andere Antwortmöglichkeit „Weiterführung des Krieges bis zum Erreichen der Staatsgrenzen von 1991“ entschieden. Aufgeschlüsselt nach Regionen wächst die Zustimmung zu Friedensverhandlungen von West nach Ost – erzielt jedoch in allen ukrainischen Landesteilen eine Mehrheit. Im Westen des Landes war die Zustimmung dabei mit 53,6 Prozent am geringsten, in der Zentralukraine lag sie den Angaben zufolge bei 69,4 Prozent, in der Hauptstadt Kiew bei 72,8 Prozent und in den südlichen und östlichen Landesteilen bei 91,3 Prozent.

Die Befragung wurde vom 19. bis 24. Dezember 2024 unter knapp 5.100 volljährigen Ukrainern durchgeführt. Die Hälfte der Befragten wurde den Angaben zufolge in persönlichen Gesprächen interviewt, die andere Hälfte telefonisch. Laut der verantwortlichen Organisation PPI ist die Umfrage repräsentativ. Die Zahlen bestätigen die Ergebnisse einer ebenfalls repräsentativen Umfrage des Kiewer Internationalen Instituts für Soziologie aus dem Februar 2024. Bereits damals hatten sich 72 Prozent der Ukrainer für Friedensverhandlungen ausgesprochen.

Auf die Frage welche Art von Frieden den Krieg beenden werde, antworteten mit 33,4 Prozent die meisten Befragten: Ein Frieden im Gegenzug für westliche Sicherheitsgarantien. 27,7 Prozent glauben an einen „Frieden zu allen Bedingungen“, was als Umschreibung für Kapitulation gedeutet werden könnte. 19,9 Prozent der Befragten vermuten, Frieden werde es als Gegenleistung für einen erklärten ukrainischen Nicht-Beitritt zur Nato geben und zehn Prozent meinen, dass die Ukraine Frieden im Tausch gegen Territorium erlangen werde. An einen Frieden durch einen „vollständigen Sieg“ der Ukraine glauben lediglich 8,8 Prozent der Befragten.

Ebenfalls erfragt wurde die Zustimmung zu möglichen Präsidentschaftskandidaten: Gäbe es jetzt Wahlen, würden demnach 16,1 Prozent der Befragten für den amtierenden ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski stimmen. 24,3 Prozent würden den früheren Armeechef Waleri Saluschni bevorzugen. 12,6 Prozent sprachen sich dafür aus, die frühere Regierungschefin Julia Timoschenko zu wählen. Ex-Präsident Petro Poroschenko käme auf 8,9 Prozent und der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko auf 5 Prozent.

In einer anderen Frage der aktuellen Erhebung ging es um die mögliche Absenkung des Mobilisierungsalters junger ukrainischer Männer für den Kriegsdienst von derzeit 25 Jahren auf 18 Jahre. Die Senkung wird von 89 Prozent der Ukrainer abgelehnt. Zuletzt hatten US-Politiker wie Außenminister Antony Blinken, der Nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan sowie Mike Waltz, designierter Sicherheitsberater des kommenden Präsidenten Donald Trump, in Interviews öffentlich erklärt, dass die Ukraine die Zahl ihrer Soldaten durch die Absenkung des Mobilisierungsalters auf 18 Jahre beträchtlich erhöhen könne. Laut dem Sender „RBC Ukraina“ haben ukrainische Offizielle inzwischen bestätigt, dass „US-Partner“ sie von der Absenkung des Mobilisierungsalters zu „überzeugen“ versuchen. Präsident Selenski lehne dies jedoch ab, solange es keine zusätzlichen Waffenlieferungen gebe.

Beim letzten Treffen der „Ukraine-Kontaktgruppe“ auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz am 9. Januar kündigte US-Verteidigungsmister Lloyd Austin ein weiteres „Sicherheitspaket“ im Wert von 500 Millionen Dollar für die Ukraine an. Es werde das letzte Paket der Regierung unter Präsident Joe Biden sein. Der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) kündigte die Lieferung von Lenkflugkörpern für das Luftverteidigungssystem „Iris-T“ an. Diese seien eigentlich für die Bundeswehr bestellt worden, würden nun aber direkt an Kiew weitergeleitet. „Die Ukraine kann sich auf Deutschland verlassen“, sagte Pistorius. Am 13. Januar übergab er der ukrainischen Armee neu produzierte deutsche Radhaubitzen. Laut ZDF haben die USA bislang militärische Güter im Wert von fast 63 Milliarden Euro an die Ukraine geliefert, Deutschland liege bei Waffensystemen im Wert von 28 Milliarden und Großbritannien bei rund neun Milliarden „Militärhilfe“.

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