Terroranschläge 11. September: Weitere Vertuschungen der USA bekannt geworden
Hinweis: Die Bilder sind aus den archivierten Hintergrund-Texten vor 2022 automatisch entfernt worden.
Von SEBASTIAN RANGE, 3. Februar 2011 –
In einer öffentlichen Stellungnahme vom 31. Januar dieses Jahres verlangen Mitglieder des 9/11 Family Steering Committee, einer Vereinigung von Angehörigen der Opfer des 11. September, dass die Vorsitzenden der 9/11-Untersuchungskommission Stellung bezüglich der zensierten Aussagen des ehemaligen FBI-Sprachexperten Behrooz Sarshar beziehen. (1)
Vertuschen statt Enttarnen: Lee H. Hamilton (li.) und Thomas Kean, die beiden Vorsitzenden der 9/11 Kommission, waren um tatsächliche Aufklärung wenig bemüht. |
Sarshar berichtete gegenüber der 9/11-Commission, dass das FBI Anfang der 1990er Jahre einen Informanten rekrutierte, der während des Schah-Regimes im Iran als Leiter einer Gegenspionage-Abteilung beim berüchtigten Geheimdienst SAVAK arbeitete. (2) Sein Einsatzgebiet umfasste den Osten und Südosten des Iran, sowie die Länder Afghanistan, Pakistan und Indien. Er baute in den „strategisch wichtigsten Regionen“ dieser Länder ein umfangreiches Netzwerk von Quellen und Informanten auf. Nach dem Ende des Schah-Regimes flüchtete er ins Ausland und ließ sich schließlich in den USA nieder, wo er dann vom FBI gegen Zahlung eines festen Gehalts angeheuert wurde. Das FBI bewerte seine Informationen als zuverlässig und vertrauenswürdig.
Da der Informant nur gebrochenes Englisch sprach, wurde Sarshar bei Treffen als Dolmetscher hinzugezogen. Ende April 2001 kam es wieder zu einer solchen Besprechung, bei der es eigentlich um Ermittlungen in einem Kriminalfall ging, der demnächst vor Gericht verhandelt werden sollte.
Doch am Ende des Treffens wandte sich der Informant mit einer dringlichen Warnung an die FBI-Agenten.
„Ich wurde kürzlich von zwei äußerst zuverlässigen und lang bewährten Quellen kontaktiert, eine aus Afghanistan und die andere aus Pakistans Grenzregion zu Afghanistan. In der Vergangenheit haben sie mich mit Insider-Informationen versorgt, die angesichts der schwer zugänglichen Netzwerke und Gruppen, die sie infiltriert haben, nur sehr schwer zu bekommen sind. Sie unterrichteten mich, dass eine aktive Gruppe von Mudschaheddin, die von Bin Laden angeführt wird, den Befehl erhielten, bestimmte Ziele in den USA anzugreifen“, so der Informant.
Die Agenten wurden hellhörig, machten sich Notizen und fragten nach weiteren Details. Der Informant fuhr fort: „Laut meinen Leuten plant Bin Ladens Gruppe massive Terror-Anschläge in den USA. Der Befehl wurde bereits gegeben. Sie haben große Städte im Visier. (…) New York City, Washington DC und San Francisco, eventuell Los Angeles oder Las Vegas. Sie werden Flugzeuge benutzen, um die Attacken auszuführen. Sie sagten, dass sich einige der involvierten Individuen bereits in den USA aufhalten. Sie sind hier in den USA, sie leben mitten unter uns, und ich glaube, dass einige in der US-Regierung darüber bereits alles wissen.“
Auf die Nachfrage, wann dies geschehen solle, antwortete er: „Es wurde kein spezifisches Datum genannt. Der allgemeine Zeitraum wurde jedoch als „sehr bald“ beschrieben. Sie denken innerhalb der nächsten zwei oder drei Monate.“
Mit eindringlichen Worten schloss er das Gespräch ab: „Wenn ich an eurer Stelle wäre, würde ich das verdammt ernst nehmen. Wenn ich dieselbe Position hätte, wie damals im SAVAK, dann würde ich all meine Männer rund um die Uhr darauf ansetzen. Ich kann für meine Quellen und deren Zuverlässigkeit bürgen. Sorgt dafür, dass das in die Hände der Spitzenleute der Terrorbekämpfung gelangt.“
Die Agenten erstellten daraufhin einen Bericht mit dem Titel „Kamikaze-Piloten“ und dem Vermerk „Sehr dringlich“. Diesen übergaben sie an Thomas Fields, Chef der Anti-Terror-Abteilung der Washingtoner Außenstelle des FBI.
In den folgenden zwei Monaten gab es jedoch keinerlei Rückmeldung oder Nachfragen bezüglich weiterer Informationen, weder durch Fields noch durch jemand anderen aus der Anti-Terror-Abteilung.
Auf einem weiteren Treffen im Juni 2001 fragte der Informant nach, ob seine Informationen weitergeleitet wurden. Man habe sie an die höchste Stelle weitergegeben, so die FBI-Agenten, könne aber selbst nichts in der Angelegenheit unternehmen. „Und, werden die was in der Sache unternehmen? Denn vor drei Tagen hörte ich erneut von einer meiner beiden Quelle, der aus Pakistan. Er schwört, dass die Attacken jederzeit geschehen könnten, in einem, höchstens zwei Monaten Ich habe darüber nachgedacht, um für mich selbst einen Sinn zu erschließen. Die Quelle murmelte etwas über hohe Gebäude. Vielleicht wollen sie Flugzeuge über hohen Gebäuden in die Luft sprengen. Vielleicht kann das FBI spezifischere Informationen von den Pakistanis bekommen, dem ISI (Geheimdienst Pakistans, Anm. Red.). Habt ihr es versucht? Schließlich sind das eure Leute, und sie wissen bereits alles darüber.“
Nach dem Ende des Gesprächs rief der Informant den FBI-Agenten hinterher: „Warum diskutiert ihr das nicht mit der CIA. Sie wissen Bescheid. Sagt es dem Weißen Haus. Lasst sie das nicht aussitzen, bis es zu spät ist.“
Dann kam der 11.September 2001. Übersetzer Sarshar war sich des Zusammenhangs sofort bewusst, ebenso erging es den beteiligten FBI-Agenten. Noch während die Anschläge liefen, traf Sarsha auf einen der FBI-Männer. „Wir sahen uns in die Augen. (…) Er fühlte, was ich fühlte, er wusste, was ich wusste. Wir waren dafür verantwortlich. Jemand im FBI würde dafür hängen.“
Doch „gehängt“ wurde niemand. Tage später traf Sarshar die beiden FBI-Agenten, die an den Treffen mit dem iranischen Informanten teilgenommen hatten. Er fragte sie, was sie in der Angelegenheit unternehmen würden. „Hör zu, Fields hat uns im Büro angerufen und er gab uns einen Befehl, einen absoluten Befehl“, so einer der Agenten. Um welchen Befehl es sich dabei handeln würde, fragte Sarshar. Der FBI-Mann erwiderte: „Wir haben nie irgendwelche Warnungen erhalten. Diese Konversationen haben nie statt gefunden, es ist nie geschehen. Punkt.“ Niemand solle jemals ein Wort über die Sache verlieren.
Daran hat sich auch die 9/11-Commission gehalten. Dabei konnte es an der Glaubwürdigkeit von Sarshars Angaben keine Zweifel geben. Schließlich konnte er seine Behauptungen mit Dokumenten belegen, in denen seine Übersetzungen der Gespräche protokolliert waren. Sarshar nannte auch die Namen der beteiligten Agenten, sowie andere Details. Die Kommission hat jedoch keinen der Beteiligten jemals zur Vernehmung vorgeladen. Der Abschluss-Bericht geht mit keinem Wort auf Sarshars Aussage ein. In einem kürzlich veröffentlichten Memorandum seiner Vernehmung vor der Kommission, sind alle Passagen bezüglich der „Kamikaze-Piloten“ geschwärzt. (3)
Ein weiterer Fall von Vertuschung, die gerade kürzlich der UN-Sonderberichterstatter Richard Falk beklagt hatte, der daraufhin sowohl von der UN-Botschafterin der USA, Susan Rice, als auch UN-Generalsekretär Ban ki-Moon auf das Schärfste kritisiert wurde. (4) Seine Zweifel an dem Wahrheitsgehalt der offiziellen Version seien eine Beleidigung für die Angehörigen der Opfer. Tatsächlich empfinden immer mehr Angehörige die offizielle Untersuchung als Beleidigung. Dass es überhaupt zu einer solchen gekommen ist, liegt einzig und allein an dem beharrlichen Druck, den Angehörige auf die Bush-Regierung ausgeübt hatten.
Für Unmut unter den Angehörigen sorgen auch jüngst durch den britischen Telegraph an die Öffentlichkeit gelangte Informationen über ein Trio aus Katar, welches im Verdacht steht, an den Vorbereitungen der Anschläge beteiligt gewesen zu sein. (5) Die Informationen basieren auf den von WikiLeaks veröffentlichten Dokumenten der US-Botschaften.
Die drei Männer reisten vier Wochen vor den Anschlägen in die USA ein und verließen das Land einen Tag vor den Terror-Attacken. Während ihres Aufenthalts besichtigten sie offenbar auch die späteren Anschlagsziele
Laut Angestellten eines Hotels, in dem die Männer residierten, trugen sie „pilotenähnliche Uniformen“. Zudem hätten sie über Computerlisten mit Pilotennamen, Fluggesellschaften, Flugnummern und Flugzeiten verfügt, so das US-Dokument.
Auffällig ist auch, dass die drei am 10. September 2001 für einen Flug nach Washington gebucht waren – genau in der Maschine, die am Tag darauf ins Pentagon krachte. Allerdings verzichteten sie auf diesen Flug und reisten stattdessen nach London, von wo aus sie am 13. September nach Katar zurückflogen.
Auch hierüber erfährt man nichts im Bericht der 9/11-Commission, obwohl ein Zusammenhang zu den Anschlägen auf der Hand liegt. Kein Einzelfall. Völlig aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden sind die Berichte über eine weitere Gruppe mutmaßlicher Attentäter, die in den Tagen nach dem 11. September noch von US-Fernsehsendern aufgegriffen wurde. (Siehe dazu auch die unten angefügten Video-Clips).
United Airlines Flug 23, eine Boeing 767, die von New York nach Los Angeles fliegen sollte, sollte planmäßig um 8.30 Uhr morgens abheben. Allerdings verzögerte sich der Start so weit nach hinten, dass es dazu nicht mehr kam. Denn die Piloten der Maschine erhielten bereits die Warnung, dass eine entführte Boeing in das WTC eingeschlagen war und sie daher die Cockpit-Türen verschließen sollen. Eine alarmierte Stewardess informierte die Piloten über vier verdächtige Männer arabischen Aussehens, die in der 1. Klasse Platz genommen hatten. Daraufhin entschieden sich die Piloten, nicht abzuheben. Die vier Männer zeigten sich darüber sehr verärgert und weigerten sich, das Flugzeug zu verlassen. Die Crew alarmierte den Flughafen-Sicherheitsdienst. Doch bevor dieser eintraf, hatten sich die Männer bereits aus dem Staub gemacht. Im zurückgelassenen Gepäck wurden Teppichmesser gefunden, Kopien des Koran und Al-Qaeda-Anleitungen. Außerdem verfügten sie über eine Zugangsberechtigung, die ihnen den Zutritt in abgesperrte Sicherheitsbereiche des Flughafens ermöglichte. (6)
Laut Medienberichten befand sich einer der Männer zudem unter den zehn Verdächtigen, die am 13. September auf zwei Flughäfen festgenommen wurden. Sie hatten gefälschte Papiere bei sich, Messer, sowie Pilotenscheine. Doch die Männer kamen schnell wieder frei, nachdem die Behörden ihnen bescheinigten, nichts mit den Anschlägen zu tun zu haben. (7)
So ergibt sich ein für viele US-Amerikaner erschreckendes Bild: die Behörden, die sie vor den Terroristen schützen sollen, haben trotz einer ganzen Palette an konkreten Hinweisen nichts unternommen. Dabei waren die Warnungen ausländischer Geheimdienste vor Anschlägen in den USA, bei denen entführte Flugzeuge genutzt werden sollen, eindringlich, umfassend und konkret.
Der ägyptische Geheimdienst nannte beispielsweise die Anzahl der involvierten Personen, sowie dass vier von ihnen in den USA ein Training auf einer Chessna absolvieren. Der israelische Geheimdienst übergab eine Liste mit Namen einiger der mutmaßlichen Attentäter an die US-Behörden, darunter Nawaf Al-Hazmi, Khalid Al-Mihdhar, Marwan Al-Shehhi und Mohamed Atta. Jordaniens Geheimdienst nannte sogar den Codenamen („The Big Wedding“) des Unternehmens. „Wir haben sie bei verschiedenen Gelegenheiten ganz klar gewarnt“, so der Chef des russischen Geheimdienstes. „Aber sie zeigten nicht die nötige Aufmerksamkeit.“ (8)
Das Weiße Haus erhielt Dutzende solcher Warnungen. Diesen nicht eindringlich nachgegangen zu sein, lässt sich kaum mit unbeabsichtigten Versäumnissen der Beamten erklären. Denn spätestens der 11. September selbst hätte der Weckruf sein müssen, konsequent zu agieren und den Spuren nachzugehen. Wie aber der Fall des Trios aus Katar oder der verdächtigen Gruppe, die Flug 23 gebucht hatte, zeigt, war selbst nach 9/11 das Interesse gering, die mutmaßlichen Hintermänner und Co-Konspirateure zu verfolgen.
Warum wohl? Erneut zeigt sich, dass die US-Behörden mehr zur Vertuschung als zur Aufklärung der Ereignisse des 11. September beigetragen haben. Die Forderung nach der Einrichtung einer neuen, unabhängigen Untersuchung sollte daher eine Selbstverständlichkeit in den Augen derer sein, die wissen wollen, was sich an diesem Tag – und vor allem durch wen – wirklich zugetragen hat.
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Anmerkungen
(1) Stellungnahme nachzulesen unter: http://www.boilingfrogspost.com/2011/01/31/911-family-members-demand-answers-from-the-911-commission-the-censored-testimony-of-fbi%E2%80%99s-behrooz-sarshar/
(2) Ein ausführlicher Bericht seiner Aussagen findet sich hier: http://www.boilingfrogspost.com/2011/02/01/the-fbi-%E2%80%9Ckamikaze-pilots%E2%80%9D-case/
(3) Memorandum nachzulesen unter: http://cryptome.org/nara/behrooz-sarshar.pdf
(4) Siehe dazu: http://www.hintergrund.de/201101271338/hintergrund/11-september-und-die-folgen/zweifel-verboten-un-sonderberichterstatter-unter-beschuss.html
(6) Siehe dazu: http://www.historycommons.org/context.jsp?item=a900hijackingaverted#a900hijackingaverted
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(7) Siehe dazu: http://www.historycommons.org/context.jsp?item=a091301airportarrests#a091301airportarrests
(8) Eine Zusammenfassung der Geheimdienst-Warnungen findet sich hier: http://www.historycommons.org/essay.jsp?article=essaytheytriedtowarnus