Terrorismus

New York: Attentäter festgenommen

Hinweis: Die Bilder sind aus den archivierten Hintergrund-Texten vor 2022 automatisch entfernt worden.

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Von REDAKTION, 6. Mai 2010 –

Rätselraten um Taliban-Beteiligung am fehlgeschlagenen Times-Square-Anschlag. Der gefasste Faisal Shahzad (30) hattte den Ermittlern gleich nach seiner Festnahme am New Yorker JFK-Flughafen gesagt, dass er ein Einzelkämpfer sei.

Faisal Shahzad galt als ruhiger Familienvater, der mit seiner Frau und den zwei Kindern in Shelton, Connecticut lebte. Seinen Nachbarn erzählte er, dass er an der Wall Street arbeitet. Im Dezember 2009 wurde das Haus in Shelton, das mit einer Hypothek in Höhe von 218.000 Dollar belastet war, von der Bank zwangsversteigert. Shahzads Frau und die Kinder reisten daraufhin nach Pakistan zurück.

Dafür sprechen die dilettantische Vorgehensweise und die Fehler, die ihm während der Tat unterliefen. So führte er einen Tag vor dem geplanten Anschlag einen Testlauf durch und stellte sich auch einen Fluchtwagen, einen weißen Isuzu, in der Nähe bereit.

Doch wie CNN berichtete, vergaß er die Schlüssel für den Fluchtwagen im Nissan Pathfinder, den er voller Benzin und – ein weiterer Anfängerfehler – mit nicht-explosivem Dünger auf dem Times Square abstellte. Ihm blieb nichts anderes übrig, als den Zug zu nehmen.

Immer mehr über Faisal Shahzads Vergangenheit und persönliches Umfeld wird bekannt. Sein Vater Bahar Ul Haq ist ein pensionierter Offizier der pakistanischen Air Force. Die Shahzads sind eine wohlhabende Familie – und offenbar überhaupt nicht religiös. Freunde der Familie sagen, sie seien nie beim Gebet gesehen worden.

Ein Cousin von Faisal Shahzad sagte gegenüber ABC, Faisal habe als „Muttersöhnchen“ gegolten, der „Gewalt hasste“.

Doch nach Informationen der New York Times gibt es sich mehrende Hinweise, dass Faisal Shahzad möglicherweise von den pakistanischen Taliban beeinflusst und trainiert wurde. Die Zeitung zitierte am Donnerstag US-Ermittler mit den Worten, dass eine radikale Gruppe, von der man dies vorher nicht erwartet hätte, eine Rolle in dem Anschlag gespielt haben könnte.

Zuvor hatten US-Medien berichtet, dass es wohl keine Hinweise auf eine Beteiligung der Taliban gebe. So erklärte auch ein hoher Mitarbeiter des Weißen Hauses, es gebe keinerlei Beweis für eine Beteiligung der pakistanischen Taliban.

Auch die pakistanischen Streitkräfte zeigten sich skeptisch gegenüber der Taliban-These. Militärsprecher Athar Abbas sagte am Mittwoch, es sei fraglich, ob die pakistanischen Taliban tatsächlich fähig seien, einen Anschlag in den USA zu verüben. Nach Angaben der US-Behörden sagte Shahzad aus, im pakistanischen Waziristan im Bombenbau ausgebildet worden zu sein.

Inzwischen wurden auch in Pakistan nach Angaben von Geheimdienstmitarbeitern mehrere Personen im Zusammenhang mit dem Fall festgenommen, darunter Faisals Schwiegervater.

Die Behauptung einer Verbindung zu den pakistanischen Taliban wurde zuerst von den geheimdienstnahen US-Firmen IntelCenter und SITE aufgestellt, welche auf ein bei YouTube hochgeladenes Video verwiesen, in dem sich sie pakistanische Taliban-Gruppe Tehrik-e-Taliban Pakistan (TTP) angeblich zu dem Anschlag bekannt hatte. Einzelheiten, die auf ein Täterwissen schließen lassen, wurden in dem Video allerdings nicht genannt. Ein Sprecher der TTP dementierte hingegen jede Verbindung zu dem Anschlag. Das vermeintliche Bekennervideo sei nicht von ihnen ins Netz gestellt worden, so ihr Sprecher Azam Tariq.

Die Taliban-These könnte jedoch politischem Kalkül geschuldet sein. Sollte es sich tatsächlich um einen Anschlagsversuch der Taliban handeln, könnte dies den Druck auf die Streitkräfte Pakistans erhöhen, eine Militäroffensive gegen die Taliban durchzuführen.

Der Fall könnte auch in den USA innenpolitische Folgen haben. Wie schon nach der Festnahme des sogenannten Weihnachtsbombers Umar Farouk Abdulmutallab, werfen republikanische Politiker der Regierung erneut vor, sie fasse Terrorverdächtige nicht hart genug an. Allen voran beklagte der republikanische Senator John McCain, dem Verdächtigen sei voreilig sein Recht auf Aussageverweigerung verlesen worden. FBI und Regierung hingegen betonen, zunächst habe man Shahzad stundenlang aufgrund einer Sonderklausel ohne Rechtsbelehrung vernommen. Und nach Verlesung seiner Rechte habe der Verdächtige unverändert kooperiert und, so Minister Holder, „sehr wertvolle Informationen“ geliefert.

Zudem verweist die Regierung darauf, dass Faisal Shahzad als US-Staatsbürger die in der Verfassung garantierten Rechte genieße. Shahzad war im April 2009 in den USA eingebürgert worden. Der unabhängige Senator Joe Lieberman will deshalb weitergehende Konsequenzen aus dem Fall ziehen: Er kündigte einen Gesetzentwurf an, nach dem künftig allen US-Bürgern, die im „Krieg gegen den Terror“ auf der anderen Seiten stünden, die Staatsbürgerschaft aberkannt würde.

Quellen: dpa, reuters

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