Terrorismus

Insider-Bericht zur Tötung bin Ladens

Hinweis: Die Bilder sind aus den archivierten Hintergrund-Texten vor 2022 automatisch entfernt worden.

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Beteiligter US-Veteran widerspricht der offiziellen Version – Wehrloser Osama bin Laden wurde hingerichtet –

Von REDAKTION, 31. August 2012 –

Zum Zeitpunkt seiner Exekution durch Soldaten eines Killerkommandos der US-Armee im pakistanischen Abbottabad war Osama bin Laden unbewaffnet. Obwohl von dem am Boden liegenden, schwer verletzten Mann keine ersichtliche Gefahr ausging, hat man den Wehrlosen regelrecht exekutiert.

Wenn es stimmt, was die Vorabberichte in der Washington Post und der New York Times über den erst in einigen Tagen erscheinenden Insiderbericht „No Easy Day: The Firsthand Account of the Mission That Killed Osama bin Laden“. (Kein leichter Tag: Ein Bericht aus erster Hand über den Einsatz, bei dem Osama bin Laden getötet wurde) vermelden, dann war die Tötung bin Ladens durch US-Elitesoldaten am 2. Mai 2011 blanker Mord. Den Zeitungen liegt nach eigenen Angaben ein Vorabexemplar des Buches vor, dessen Erscheinen für den 11. September angekündigt ist. (1)

Hinter dem Autorenpseudonym Mark Owen soll der inzwischen in den Ruhestand getretene, 36-jährige Matt Bissonnette stecken, (2) der bei der Mordaktion gegen bin Laden im Mai 2011 direkt hinter einem der Anführer der Kill-Teams hinterhergelaufen sein will. (3)

Seinen Angaben zufolge haben die Bewohner des Anwesens nach zahlreichen gefallenen Schüssen und Explosionen gewusst, was vor sich gehe. Die Navy Seals hätten auf bin Laden geschossen, als dieser aus seiner Wohnungstür im dritten Stock ins Treppenhaus geschaut habe. Zu diesem Zeitpunkt sei das Spezialkommando schon mindestens 15 Minuten lang durch das Anwesen gestürmt. Bin Laden hätte daher genügend Zeit gehabt, sich eine Selbstmordattentat-Weste umzubinden oder schlicht zur Waffe zu greifen.

Bin Laden sei dann aus dem Kopf blutend in seinem Schlafzimmer gefunden worden. Die Soldaten hätten ihn am Fuß seines Bettes vorgefunden. Zwei Frauen hätten sich weinend über den aus dem Kopf blutenden Mann gebeugt. Bin Laden habe sich in einer Blutlache gewunden. In dieser Situation hätten die Angehörigen der Elitetruppe dann noch mehrere Schüsse auf ihn abgegeben, um sicherzustellen, dass der Mann auch wirklich tot sei. Wenn die Darstellung stimmt, dann handelte es sich um die grausame Hinrichtung eines Wehrlosen. Bei der Durchsuchung der Wohnung seien auf einem Regal in der Nähe des Eingangs, in dem bin Laden gestanden habe, zwei Waffen, ein Gewehr AK-47 und eine Pistole Makarov, gefunden worden. Beide seien nicht geladen gewesen. Bin Laden habe also nicht versucht, Gegenwehr zu leisten.

Den Verantwortlichen im Weißen Haus und im Pentagon ist die Veröffentlichung anscheinend ein Dorn im Auge. Sie lehnten gegenüber der Presse eine Stellungnahme zum Inhalt des Buches ab. „Wir werden die Schilderung weder bestätigen noch dementierten“, zitierte die New York Times James Gregory, einen Pentagonsprecher. Demnach erwägt das Verteidigungsministerium aber gerichtliche Schritte gegen den Autoren. Nach US-Presseberichten vom Donnerstag wollen die Militärs jetzt prüfen, ob das Buch auch Details über Einsatzpläne oder -Methoden enthält, die als geheim einzustufen sind. In einem Schreiben an den Verlag und den Autor kündigt der Leiter der Militärabteilung des Pentagons, Jeh Charles Johnson, den Einsatz „aller rechtlichen Möglichkeiten“ an. Gleichzeitig erinnerte Johnson nach Angaben des Senders CNN den ehemaligen Elitesoldaten daran, dass er eine Geheimhaltungserklärung unterschrieben habe. Im schlimmsten Falle hätte er wohl mit einer Anklage wegen Geheimnisverrats zu rechnen. Ein Vergehen, dass in den USA mit dem Tode bestraft werden kann.

(mit dpa)


(1) http://www.washingtonpost.com/politics/seal-author-who-wrote-unauthorized-account-of-bin-laden-raid-could-face-legal-trouble-threats/2012/08/23/661121c2-ed51-11e1-866f-60a00f604425_story.html

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(2) http://www.nytimes.com/2012/08/24/business/media/bin-laden-raids-firsthand-chronicler-is-unmasked.html

(3) http://www.nytimes.com/2012/08/30/us/book-on-bin-laden-killing-contradicts-us-account.html

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