US-Militär der Manipulation von Politikern bezichtigt. Auch Innenminister De Maizière betroffen
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Von REDAKTION, 25. Februar 2011 –
Ein US-General in Afghanistan soll illegale psychologische Manipulationsversuche gegen westliche Politiker angeordnet haben, um mehr Geld und Soldaten für den Kriegseinsatz zu erhalten.
Wie das Musikmagazin Rolling Stone am Donnerstag im Internet berichtete, erhielt ein Spezialteam für psychologische Kriegsführung (PSYOPS) von General William Caldwell den Auftrag, Entscheidungsträger während ihrer Besuche am Hindukusch zu manipulieren. (1) Hintergrund der geheimen Operation ist die auch in den USA schwindende öffentliche Unterstützung für den Afghanistan-Krieg.
Offiziell hatte die PSYOP-Einheit unter der Leitung des Oberstleutnants Michael Holmes den Auftrag, die Auswirkungen der US-Propaganda auf Aufständische und die lokale afghanische Bevölkerung zu untersuchen. (2)
Holmes Einheit sollte „eine tiefere Analyse möglicher Bereiche geben, die wir bei der Delegation als Druckmittel verwenden könnten für weitere Gelder“, gibt das österreichische Fernsehen ORF die Aussagen des US-Offiziers wieder. „Die US-Abgeordneten sollten ohne deren Wissen manipuliert werden – auf Kosten der Amerikaner. Holmes’ Viermannteam kostet pro Jahr Afghanistan-Einsatz rund sechs Millionen Dollar.“ (3)
Zu den Zielen der geplanten Psycho-Operation hätten vor allem wichtige US-Politiker gezählt.
Manipuliert werden sollten aber auch andere „VIP“ wie US-Generalstabschef Mike Mullen oder der tschechische Botschafter in Afghanistan. Auf der langen Liste sei auch der in dem Artikel namentlich nicht genannte „deutsche Innenminister“ aufgetaucht. Da sich die Vorgänge 2010 abgespielt hätten, wäre Thomas de Maizière (CDU) gemeint. Dieser sollte demnach dazu gebracht werden, sich in Deutschland für weitere Ressourcen stark zu machen.
Der Leiter der in Kabul stationieren Einheit für „psychologische Operationen“, Michael Holmes, habe die Order von seinem Vorgesetzten General William Caldwell erhalten, der die Ausbildung afghanischer Truppen verantwortet. „Meine Aufgabe bei psychologischer Kriegsführung ist, mit den Köpfen der Menschen zu spielen und den Feind dazu zu bringen, sich zu verhalten, wie wir es wollen“, sagte Holmes dem Rolling Stone. (4)
Weil der Einsatz psychologischer Kriegsführung aber nur gegen „feindliche ausländische Gruppen“ gestattet sei, habe er sich geweigert, den Auftrag auszuführen.
„Mir ist es verboten, so etwas gegen unsere eigenen Leute anzuwenden. Wenn man mich auffordert, solche Methoden auf Senatoren und Abgeordnete einzusetzen, dann wird eine Grenze überschritten“, sagte er in dem Interview. Für seine Weigerung wurde er nach eigener Aussage gerüffelt. Der Oberkommandierende der internationalen Truppen in Afghanistan, General David Petraeus, ordnete umgehend eine Untersuchung an. US-Senator Carl Levin, der zu den Opfern gehören sollte, forderte eine Aufklärung der Vorgänge.
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Caldwell ließ durch einen Sprecher alle Vorwürfe zurückweisen. Nach Informationen des ORF ist Holmes unterdessen zum Ziel einer Vergeltungskampagne des US-Militärs geworden. „Er wurde beschuldigt, in Zivilkleidung ohne Erlaubnis Camp Eggers in Kabul verlassen zu haben, private Geschäfte zu machen, Alkohol zu konsumieren und zu viel Facebook zu nützen. Diese Anschuldigungen seien falsch, so Holmes. Noch dazu habe es von Caldwell die Order gegeben, Facebook intensiv als Teil einer Social-Network-Initiative zu verwenden. Holmes war unter den intensivsten Usern unter Caldwells Kommando an 15. Stelle.“ (5)
(1) http://www.rollingstone.com/politics/news/another-runaway-general-army-deploys-psy-ops-on-u-s-senators-20110223
(2) http://orf.at/stories/2044004/2044006/
(3) http://orf.at/stories/2044004/2044006/
(4) http://orf.at/stories/2044004/2044006/
(5) http://orf.at/stories/2044004/2044006/