Talokan-Massaker: Bundeswehr gibt gezielte Schüsse auf Demonstranten zu
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Von REDAKTION, 20. Mai 2011 –
Die Bundeswehr hat nach eigenen Angaben während der Demonstration vor einem Bundeswehrcamp in der nordafghanischen Provinzhauptstadt Talokan am vergangenen Mittwoch nicht nur Warnschüsse in die Luft abgefeuert, sondern gezielt auf Zivilisten geschossen. Dabei seien zwischen sieben und zehn Personen verletzt worden. Es gebe aber weiterhin keine Erkenntnisse, dass Menschen von deutschen Soldaten getötet worden seien, teilte das Einsatzführungskommando der Bundeswehr am Freitag mit. Die entsprechenden Bundeswehrangaben sind am Freitagmittag auf der Homepage der Bundeswehr aktualisiert worden. (1)
Laut Bundeswehrangaben hat es sich um Selbstverteidigung gehandelt. Die deutschen Soldaten hätten die vorgesehenen Eskalationsstufen eingehalten: „Warnungen, auch durch Handzeichen, Warnschüsse steil in die Luft (in die Baumwipfel und ins Mauerwerk), gezielte Schüsse auf weiterhin gewalttätige Demonstranten im Schwerpunkt auf den Beinbereich.“ Dabei blieb es jedoch nicht: „In drei, gegebenenfalls vier Fällen (abschließende Klärung steht aus) wurden Schüsse auf gewalttätige Angreifer (Handgranaten, Molotowcoctails) in den Rumpfbereich, beziehungsweise Arme und Hände abgegeben. In einem Fall ist nach derzeitiger Erkenntnis ein Treffer im Hals-Kopfbereich nicht auszuschließen.“ Weitere Untersuchungen des Vorfalls sollen durch das ISAF Initial Assessment Team und eine von Präsident Karzai eingesetzte Kommission vorgenommen werden. Der Generalbundesanwalt sei durch das Einsatzführungskommando der Bundeswehr informiert worden.
Die Bundeswehr gibt eine Einschätzung von afghanischer Seite wieder, nachdem „die Unruhen von langer Hand geplant waren und die ISAF-Operationen am 17. Mai lediglich der willkommene Anlass für die Umsetzung der Aufruhrplanung war. Es ist nicht auszuschließen, dass es nach den heutigen Freitagsgebeten erneut zu Unruhen kommt. Seitens afghanischer Regierungsvertreter wurden keinerlei Vorwürfe gegen die deutschen Soldaten geäußert.“ (2)
Bei der in einem regelrechten Massaker mündenden Demonstration in Talokan waren nach offiziellen afghanischen Angaben insgesamt mindestens zwölf Zivilisten getötet sowie mehr als 80 Menschen verletzt worden. Darunter drei deutsche Soldaten und vier afghanische Wachleute. Hintergrund berichtete über das Blutbad. (3) Auslöser der Proteste waren von den örtlichen Behörden geteilte Vorwürfe gegen die NATO-geführte Isaf, sie habe in der Nacht zuvor vier Zivilisten getötet. Nach Isaf-Angaben dagegen handelte es sich um Angehörige der als terroristisch eingestuften Islamischen Bewegung Usbekistans.
Am Donnerstag ist es vor Ort zu neuen Protesten gegen die Isaf-Besatzungstruppen gekommen. Rund 200 Demonstranten zogen vor eine Polizeistation, einige warfen Steine und legten Feuer, wie der örtliche Polizeichef am Donnerstag sagte. Mindestens drei Menschen wurden verletzt, als Polizisten in die Luft schossen, um die Demonstration aufzulösen. Das Camp der Bundeswehr ist nach Angaben des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr in Potsdam von den neuen Unruhen nicht betroffen. Eine weitere Eskalation könne jedoch nicht ausgeschlossen werden.
Quellen:
Dpa und
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(2) Ebd.