Kriege

Kriegsmarketing

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Wie PR-Agenturen Kriege vorbereiten und begleiten –

Von Jörg Becker, 18. Mai 2009 –

Der französische Schriftsteller Jonathan Littell hat nicht nur den Bestseller „Die Wohlgesinnten“ veröffentlicht, sondern vor kurzem auch ein „Georgisches Reisetagebuch“ über seine Reise in den Kaukasus im August 2008. Darin findet der Leser – quasi ganz nebenbei – auch die folgende Passage

„Konkurrierende Versionen [über den Kaukasuskrieg vom August 2008], denen sehr reale politische Interessen zugrunde liegen, werden durch einen aufwendigen, mehr oder weniger raffinierten PR-Apparat – das, was man früher Propaganda nannte – unterstützt. Auf der russischen Seite bleiben die Methoden ziemlich primitiv: Während die Bürger, da der Kreml die Presse fast vollständig kontrolliert, kaum eine Alternative zur offiziellen Version der Ereignisse haben, ist diese für ausländische Beobachter wenig überzeugend, so wenig wie die ursprüngliche Anschuldigung des ‚Völkermords’. Auf der georgischen Seite dagegen bedient man sich modernster Methoden. So hat die Regierung eine belgische PR-Firma, Aspect Consulting, damit beauftragt, ihre Sicht der Außenwelt zur Kenntnis zu bringen. Der Firmengründer Patrick Worms, den die russischen Medien ‚den belgischen Meister der schwarzen PR’ getauft haben, hat in jeder wichtigen europäischen Hauptstadt eine Arbeitsgruppe eingerichtet und setzt täglich eine Flut von Informationen und Schönfärbereien in die Welt, die die offizielle Version glaubhafter machen soll. Persönlich scheint er an das zu glauben, was er verbreitet.

‚Hier draußen braucht man nicht aus Scheiße Gold zu machen.’ Eines seiner größeren Projekte, das er zusammen mit Giga Bokeria [dem stellv. Außenminister Georgiens] realisierte, war eine offizielle Chronologie der Ereignisse, die Ende August an ausländische Journalisten und Diplomaten in Tiflis verteilt wurde. Nun wird aber in dieser sogenannten Zeitschiene der Aggression ohne irgendeinen Beweis einfach festgestellt: ‚Ungefähr 150 Panzer- und Militärfahrzeuge der regulären russischen Armee drangen am 7. August in den Roki-Tunnel ein und rückten gegen Zchinwali vor.’ Patrick Worms hat einigen Journalisten einen Entwurf dieses Dokuments vorgelegt, in dem er den von Bokeria vorgeschlagenen Text kommentiert. An dieser Stelle lautet seine Anmerkung vom 21. August: ‚Wann genau? Und woher wissen wir das? Und seit wann wissen wir es? Bevor sie in den Roki einfuhren oder seit sie ihn verlassen haben? Das ist der entscheidende Punkt, von dem alles, was wir sagen oder tun, abhängt!’ Gute Fragen, die in der endgültigen Version unbeantwortet bleiben.“

Der deutsche PR-Spezialist Patrick Worms und der englische PR-Spezialist James Hunt sind Gründer und Senior-Partner von Aspect Consulting, einem Unternehmen mit Sitz in Brüssel, London und Paris und mit rund 40 Mitarbeitern. Nach Eigenauskunft geht Aspect davon aus, dass „Kommunikation der wichtigste Schlüssel zu geschäftlichem und organisatorischen Erfolg“ ist. Ein spezielles Gebiet von Aspect sind politische Kommunikation und Krisenmanagement: „80 Prozent eines Krisenmanagements bestehen aus Vorbereitung und Planung. Das Aspect-Team entwickelt Systeme und Prozesse, um sich auf operationale und attitudinale Krisen vorzubereiten. Wir bieten Hilfe von Außen und sichern zu, dass robuste Systeme dann zur Stelle sind, wenn es eine Krise gibt. Wir managen auch den schlimmsten Fall, sollte er den eintreten.“ Zu den kommerziellen Kunden von Aspect zählen u. a.: McDonald’s Europe, Kraft Foods, Akzo Nobel, die deutsche Linde AG, Pepsico, Unilever oder Kellogg’s – zu seinen politischen Kunden schweigt sich Aspect freilich aus. Von den beiden Aspect-Gründern gilt James Hunt in der PR-Branche als „Mann für’s Grobe“. In der der globalen Medienöffentlichkeit hat er schon so manches Meisterstück abgeliefert: Während der Brent Spar-Krise 1995 half er erfolgreich dem Öl-Multi Shell, in der BSE-Krise 2000 schaffte er es, McDonald’s aus den negativen Schlagzeilen heraus zu holen und in späteren Krisen wischte er gekonnt die Bedenken von Gegnern genetisch manipulierter Saatgüter vom Tisch der Öffentlichkeit.

Seit November 2007 ist Aspect mit 50 georgischen Mitarbeitern in Tiflis aktiv, um im Auftrag des georgischen Präsidenten und der georgischen Regierung das Bild Georgiens im Westen zu verbessern, um den erwünschten EU- und NATO-Beitritt medial vorzubereiten. Insider schätzen, dass Aspect dafür einen Betrag von 750.000 US-$ erhalten hat. Während in der Nacht vom 7. auf den 8. August 2008 bereits georgische Truppen und Panzer nach Süd-Ossetien einbrechen und schlafende Menschen töten, demonstriert die georgische Regierung das, was Aspect „robustes Krisenmanagement“ nennt: Am Morgen des 8. August 2008 veranstaltet der georgische Premierminister Lado Gurgenidze ein gut besuchtes Investorentreffen mit fünfzig wichtigen US-amerikanischen Bankern. Hier intoniert Aspect die Melodie, die dann in den nächsten Kriegstagen erfolgreich durch die globale Medienwelt geht: „Brutal erdrückt der grausame russische Bär ein kleines demokratisches Land!“ und Staatspräsident Micheil Saakaschwili kann genau diese Botschaft in vielen Interviews mit CNN und BBC ein um’s andere Mal wiederholen, findet sogar am 11. August 2008 – also mitten im Krieg – Zeit, unter dem Titel „Der Krieg in Georgien ist ein Krieg für den Westen“ einen eigenhändigen Beitrag für das Wall Street Journal zu schreiben.

Allein am Sonntag den 10. August 2008 verschickte Aspect 20 Presseinformationen an alle wichtigen westlichen Medien – insgesamt 70 waren es an den gesamten fünf Kriegstagen. Die Sprache dieser Mitteilungen war klar und deutlich. „Russland attackiert nach wie vor Zivilbevölkerung“, „intensives“ Bombardement der Hauptstadt Tiflis, europäische „Energiezufuhr“ durch russische Bomben nahe von Pipelines gefährdet, russische Blockade eines „humanitären Schiffes mit Weizen“, „Besetzung Georgiens“ oder Saakaschwili unterrichtet den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag über die Gefahr „ethnischer Säuberungen“. Zwar waren Aspect-Meldungen, dass russische Jets Tiflis intensiv bombardieren würden und russische Truppen Gori eingenommen hätten, krasse Lügen, doch bestand die Sprache der Pressemitteilungen aus genau den Wörtern und Begriffen, die die westlichen Medien aus den Balkankriegen kannten – zivile Opfer, humanitär, Besetzung, ethnische Säuberung – und die die psychologische Vorbereitung und Einstimmung der Bevölkerung für eine „humanitäre Intervention“ der NATO waren. Nach Ende der Kampfhandlungen sagte James Hunt in einem Interview mit dem Fachmagazin PRWeek: „Es gibt Agenturen, die für Russland arbeiten. Ich weiß nicht, wie man sich bei einem derartigen Auftraggeber wohl fühlen kann. Ich glaube, ich war einfach auf der Seite der Engel. Bei den Journalisten haben wir ganz einfach an das Gefühl von richtig und falsch appelliert.“

Biafra: Hunger und Völkermord

Seit 1967 wurde Nigeria durch einen Bürgerkrieg erschüttert. Im Hintergrund dieses Krieges standen Herrschaftskonflikte zwischen der Führungsschicht der muslimischen Haussa-Fulani aus Nordnigeria, die die Zentralregierung dominierte, und der Führungsschicht der christlich missionierten Igbo aus der Südostregion Biafra um neu entdeckte Erdölvorkommen. 1970 verlor die Provinz Biafra, die sich unabhängig erklärt hatte, die kriegerischen Auseinandersetzungen mit der Zentralregierung.
Besonders in Europa war dieser Biafra-Krieg vor allem auch ein medial inszenierter Krieg, wie man gut in einer Salzburger Dissertation unter dem Titel „Die Propagandastrategie ‚Biafras’ im nigerianischen Bürgerkrieg“ von Gernot Zieser (1970) nachlesen kann. Schon die Entstehungsgeschichte dieser Arbeit ist spannend genug, ging sie doch auf ein Unbehagen im Auswärtigen Amt in Bonn zurück. An Professor Günter Kieslich, Ordinarius für Publizistik an der Universität Salzburg und vorher Referent der deutschen Kultusministerkonferenz, war das deutsche Außenministerium informell heran getreten, ob er heraus bekommen könne, was mit der Afrikaberichterstattung in der deutschen Presse los sei, woher denn die ganzen Berichte über den Bürgerkrieg in Nigeria kämen. Die Antwort auf diese Frage war die Dissertation von Gernot Zieser bei Professor Kieslich über die Propagandastrategie Biafras im nigerianischen Bürgerkrieg, damals im übrigen die erste Dissertation in ganz Westeuropa über die Arbeit von Public Relations im Auftrag von Regierungen.

Ziesers Befunde sind eindeutig und klar. Die Provinzregierung in Biafra hatte insgesamt drei Werbeagenturen damit beauftragt, gegenüber der US-amerikanischen und europäischen Öffentlichkeit ihre Interessen wahrzunehmen. Für die Bearbeitung des europäischen Pressemarktes war seit dem 1. Februar 1968 die Genfer Werbeagentur Markpress zuständig. In regelmäßigen Presseaussendungen an die europäische Presse hatte Markpress in zwei Phasen mit zwei unterschiedlichen Themenkreisen „agenda setting“ betrieben. In einer ersten Phase bis Ende 1968 war das wesentliche Stichwort „Völkermord“. Dann wurde dieses Stereotyp durch die Formel „Hunger“ abgelöst. Wie Zieser beispielsweise in einem minutiösen Vergleich zwischen den Presseaussendungen von Markpress und den Biafra-Berichten in der Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) nachweisen konnte, übernahm die FAZ die wesentlichen Stichworte von Markpress, markant sichtbar deswegen, weil es von Markpress vorgefertigte Begriffe gab, die in der FAZ vorher nur minimal existent waren. Zieser hebt in seiner Arbeit kommunikationstheoretisch darauf ab, dass man den Erfolg der Manipulation einer Qualitätszeitung wie der FAZ nur dann richtig verstehen könne, wenn man die erfolgreiche politische Beeinflussung der politischen Elite von oben im Kontext von Personen orientierter und Gruppen orientierter Kommunikation von unten sehe.

Genau an dieser Stelle eines sich wechselseitig bedingenden erfolgreichen Kommunikationsprozesses seien zum einen die zahlreichen Aktivitäten der katholischen Kirche und zum anderen die Tätigkeit von Biafra-Komitees zu sehen, die sich seit dem Frühjahr 1968 in vielen westlichen Ländern gebildet hatten. In den USA gab es beispielsweise die von einer für die biafranische Regierung arbeitenden PR-Agentur gegründete NGO „Biafran Students Association“, die im Sommer 1967 gegen Honorar vor dem UNO-Hauptquartier politische Demonstrationen für die Unabhängigkeit Biafras organisierte. Parallel zur Biafra-Arbeit der PR-Agentur Markpress organisierte sich in Hamburg seit 1968 die „Aktion Biafra-Hilfe“ unter Leitung von Tilman Zülch. In zahlreichen Flugblättern, Zeitschriftenartikeln und seinen beiden Büchern „Soll Biafra überleben?“ (1968) und „Die Republik Biafra“ (1969) benutzte Zülch zur Beschreibung des Biafra-Krieges folgende Signalwörter: „Pogrom“, „Völkermord“, „erster ‚totaler Krieg’ in Schwarzafrika“, „Liquidierung und Vertreibung der 2 Millionen“, „physische Vernichtung“, „furchtbare Massaker“ oder „größter Völkermord seit der Vernichtung der Juden“.

Im Biafra-Krieg waren viele PR-Agenturen aktiv. Außer Markpress arbeitete für die biafranische Regierung in den USA die PR-Agentur Ruder Finn. Für Nigeria arbeiteten die britischen Agenturen Galitzine Chaut Russel & Partners Ltd., die Commonwealth News Agency, Burson-Marsteller Associates, die des PR-Experten Andrew Nash und eine weitere des Propagandaspezialisten Robert S. Goldstein.

Was waren die Folgen des Biafra-Krieges? Die Encyclopedia Britannica spricht von 10.000 bis 30.000 Toten und 1 Mio. Flüchtlingen und deutsche Lexika sprechen von 600.000 bis zu 2 Mio. Toten. Wie immer man diese Zahlen und ihre doch erheblichen Differenzen interpretiert, so sehr steht fest, dass sie alle weit unter der zeitgenössischen PR- und Medien-Propaganda liegen. Da die Rolle der PR-Agenturen im Biafra-Krieg gut untersucht worden ist, kann hier ein weiterer Gedanke nicht verschwiegen werden: Alle Experten sind sich in der Schlussfolgerung einig, dass die Arbeit der PR-Agenturen den Biafra-Krieg verlängert und hinaus gezögert hat, dass also PR-Agenturen (indirekt) für den Tot vieler Menschen verantwortlich zeichnen.

Bosnien: Auschwitz als wohlfeile Hure

Befragt nach seinem größten PR-Erfolg bei der Vermarktung der Kriegsinteressen der Regierung von Bosnien und Herzegowina antwortete 1992 James Harff von der US- amerikanischen PR-Agentur Ruder Finn, dass es der Agentur gelungen sei, „die Juden auf unsere Seite zu ziehen“. Schwarz auf Weiß lässt sich der Erfolg von Ruder Finn auf Seite A14 der New York Times vom 5. August 1992 bewundern: Dort nämlich hatten drei der wichtigsten US-amerikanischen jüdischen Organisationen – das American Jewish Committee (AJC), der American Jewish Congress (AJC) und die Anti-Defamation League (ADL) – in einer gemeinsamen und ganzseitigen Anzeige auf die Gefahr eines neuen Auschwitz in Bosnien verwiesen und namentlich „die Serben“ dafür verantwortlich gemacht. Auschwitz wurde somit zu einer jederzeit von PR-Agenturen käuflichen Ware verwandelt und in den übelsten Dreck gezogen, um jemand mit der stärksten Waffe, die der Westen kennt, zu verteufeln, ihn zu entmenschlichen, einen Krieg gegen ihn nicht nur gut zu heißen, sondern ihn gar zur befreienden Pflicht zu machen.

Wenigstens 12 Mio. US-Dollar erhielten US-amerikanische PR-Agenturen für ihre kriegerischen Einsätze in den ex-jugoslawischen Kriegen zwischen 1991 und 2002. PR kann Bombardements auslösen, lostreten und verlängern – sie kann sie mitten im Krieg aber auch verhindern. Auch diese Information kann man der Auswertung von 157 PR-Beraterverträgen, die im Washingtoner Justizministerium lagern und die die beiden Wissenschaftler Jörg Becker und Mira Beham in ihrem Buch „Operation Balkan. Werbung für Krieg und Tod“ (2008) systematisch analysiert haben, entnehmen. Auf deutscher Seite war von 1998 und 2003 das Frankfurter PR-Unternehmen von Moritz Hunzinger für den serbischen Politiker Zoran Djindic mit einer Serbieninformationskampagne aktiv. Und auf Seite 124 ihres Balkanbuches bestätigte Hunzinger den beiden Forschern ein erfolgreiches Nicht-Bombardement als eigene PR-Leistung.

Am 7. April 1999 bat Hunzinger den Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping und den Befehlshaber Alliierte Landstreitkräfte Europa Mitte und Befehlshaber Joint Command Centre der NATO, General Klaus Reinhardt (später Oberbefehlshaber der KFOR Kosovo-Forces), im Auftrag des Vorsitzenden der Geschäftsführung der Messer GmbH, die Belgrader Messer-Tochtergesellschaft Tehnogas als Bombenziel bei den NATO-Angriffen auszusparen. Am 8. September 1999 bedankte sich Herbert M. Rudolph, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messer GmbH, bei Verteidigungsminister Scharping, General Klaus Reinhardt und Moritz Hunzinger dafür, dass seine Belgrader Niederlassung vom NATO-Bombardement in der Tat ausgespart blieb.

Ethik und Talibanisierung der Medien

Bislang war nur die Rede von kommerziellen Beziehungen zwischen konkret bekannten PR-Firmen und konkret bekannten Regierungen, die vertraglich miteinander Propaganda zur Beschönigung von Kriegstoten vereinbaren. Das hat den methodischen Vorteil, dass man genau weiß, über was man spricht. Beispielsweise kann man so festhalten, dass US-amerikanische PR-Agenturen an den Balkankriegen rund 12 Mio. US-$ verdient haben. Dieses Vorgehen hat aber den methodischen Nachteil, dass man aus dem großen Gebiet der staatlich finanzierten Kriegsbeschönigungskommunikation viele Dinge weglässt, sei es die Finanzierung von Hollywoodfilmen durch das Pentagon, die Rekrutierung einer vielsprachigen „Armee von Bloggern“ zur zukünftig virtuellen Kriegsführung durch die Medienabteilung des israelischen Außenministeriums oder die Produktion der kostenlosen Jugendzeitschrift „Mirko“ durch die Bundeswehr in Bosnien und Herzegowina. Mit anderen Worten: Es geht hier nur um die Spitze eines Eisberges.

Dass es zwischen Öffentlichkeitsarbeit und Ethik vielfältige Querverbindungen gibt, wissen gerade PR-Firmen selbst sehr gut, haben sie doch solche Fragen in ihren eigenen Berufsverbänden gut geklärt. PR-Ethik wird auf europäischer Ebene durch den Code d’Athènes (1965) und den Code de Lisbonne (1978) geregelt, für die USA durch den Code of Ethics der Public Relations Society of America (PRSA) (2000). Für PR-Agenturen in Deutschland gelten verschiedene Richtlinien des Deutschen Rats für Public Relations (DRPR), deren Träger die Deutsche Public Relations Gesellschaft e.V. (DPRG) und die Gesellschaft Public Relations Agenturen e.V. (GPRA) sind.

Für eine ethische Diskussion über die Tätigkeit von US-amerikanischer PR-Agenturen, die während eines Krieges PR für Krieg führende Regierungen betreiben, bietet sich eine Auseinandersetzung mit den allgemeinen ethischen Geboten aus dem PRSA-Kodex an. In der Präambel des PRSA-Kodex’ fühlen sich US-amerikanische PR-Firmen den Prinzipien des „öffentlichen Interesses als Vertreter ihrer Auftraggeber“ und „dem höchsten Standard von Genauigkeit und Wahrheit ihren Auftraggebern gegenüber“ verpflichtet. Als Leitprinzipien gegenüber den Auftraggebern gelten „Unabhängigkeit“ und „Objektivität“. Zusammenfassend heißt es in dieser Präambel: „Wir sind treu gegenüber unseren Auftraggebern, fühlen uns aber gleichzeitig dem Prinzip der Öffentlichkeit verpflichtet.“ In den der Präambel folgenden sechs Abschnitten geht es um die folgenden ethische Grundsätze: 1. Freier Informationsfluss (akkurat, wahrhaftig, öffentliches Interesse, ehrlich, vorurteilsfrei), 2. Wettbewerb (gesund, fair, robust), 3. Offenheit (offene Kommunikation, wissend, demokratisch), 4. Vertrauen (angemessener Schutz, vertraulich, privat), 5. Interessenskonflikte (vermeiden), 6. Berufsbild (positiv stärken).

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Es gibt nur eine und zwar eine eindeutige Schlussfolgerung: In den Balkankriegen haben US-amerikanische PR-Agenturen in sehr grober Weise gegen die wichtigsten ethischen Prinzipien ihres eigenen Berufsverbandes verstoßen. Noch viel schärfer kritisierte solche Verstöße die Deutsche Journalisten Union (dju) in der Gewerkschaft verdi. Als Anfang 2002 offiziell bekannt wurde, dass die US-Regierung PR-Unternehmen beauftragt habe, um die weltweite Öffentlichkeit und ihre Medien bei der Wahrnehmung und Interpretation militärischer Aktionen zu beeinflussen, nannte sie das zu Recht eine „Talibanisierung der Medien“.

Dieser Artikel erschien zuerst in Heft 2/2009 HINTERGRUND – Das Nachrichtenmagazin

Der Autor: Prof. Dr. Jörg Becker, geb. 1946 in Bielefeld, ist Hochschullehrer an den Instituten für Politikwissenschaft der Universität Marburg und der Universität Innsbruck.

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