Blackwater: Firmenchef Erik Prince in Morde und Kinderprostitution verwickelt?
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Von REGINE NAECKEL, 11. August 2009 –
Die berüchtigte US-amerikanische „Sicherheitsfirma“ Blackwater, deren Söldner im Auftrag des Pentagon und mit Genehmigung des Kongresses in den Kriegsgebieten Irak, Afghanistan und nun sogar in Pakistan operieren, sorgt derzeit in den USA für einen Skandal.
Das Bundesgericht in Virginia ermittelt gegen den Gründer und Chef des Unternehmens, Erik Price. In einer siebzig Seiten langen Anklageschrift wird Blackwater wegen Kriegsverbrechen und anderer Verfehlungen in Irak angeklagt. Die Klage wurde von irakischen Zivilisten angestrengt, die selbst Opfer dieser Verbrechen sind oder Familienmitglieder durch Übergriffe der Blackwater-Söldner verloren haben.
Am vergangenen Montag (3. August 2009) reichten zwei ehemalige Sicherheitskräfte von Blackwater, einer davon ein ehemaliger Angehöriger der US Marine Corps, eidesstattliche Erklärungen bei Gericht ein, die eine Reihe explosiver Beschuldigungen enthalten. Der Journalist Jeremy Scahill, erklärter Kritiker privater Militärfirmen, berichtete in The Nation, die beiden Männer beschuldigen den Blackwater-Chef Prince, über Personen, die die Bundesbehörden bei den Ermittlungen gegen Backwater unterstützen, möglicherweise einen Mordauftrag verhängt zu haben.
Blackwaters religiöse Mission
Für die islamischen Länder, in denen Blackwater operiert, habe Prince den Slogan ausgegeben, sie (Blackwater) seien christliche Kreuzfahrer, deren Aufgabe die Beseitigung von Muslimen und des islamischen Glaubens in der Welt sei. Prince Führungskräfte machen offen unter ihren Mitarbeitern für den Irakeinsatz „Reklame“, dort bekäme man die „Hajiis (Schimpfwort des Militärs für Iraker) auf dem Teller präsentiert“. Auf dieser ideologischen Basis habe Prince "die Zerstörung irakischen Lebens" geradezu in Auftrag gegeben. Der Einsatz im Irak sei wie ein Sport.
Waffenschmuggel
Einer der Männer behauptet, dass Prince erhebliche zusätzliche Einnahmen durch Waffenschmuggel in den Irak erzielte. So habe er illegal Waffen mit seinem Privatflugzeug – das unter dem Namen „Presidential Airlines“ fliegt – in das Land gebracht. Der Zeuge selbst habe gesehen, wie diese Waffen aus Hundefutterbeuteln gezogen wurden. Auf diese Weise soll Prince auch rechtswidrige Waffen mit abgesägtem Lauf oder halbautomatische Maschinenpistolen mit Schalldämpfer durch illegale Kanäle in Nah- und Mittelost vertreiben. Der Vorwurf des Waffenschmuggels in Hundefutterbeuteln ist nicht neu, schon im November 2008 berichtete ABC News über Ermittlungen gegen Blackwater.
Die Blackwater-Mitarbeiter ließ Prince mit nichtzugelassenen Waffen ausrüsten, so z.B. mit illegaler Spezialmunition der US-Firma LeMas. Diese Munition explodiert nach dem Eindringen in den menschlichen Körper, reist verheerende Wunden oder tötet die Opfer. Prince wollte, so der Zeuge, den Menschen im Irak größtmöglichen Schaden zufügen.
Sämtliches belastende Material, wie z.B. E-Mails, Videos und andere Dokumente, die die Vergehen belegen, seien im Vorfeld des Verfahrens von Prince und anderen hochrangigen Mitarbeitern der Firma beiseite geschafft worden, so die beiden aktuellen Zeugen.
Susan Burke, eine Anwältin vom Center for Constitutional Rights (Zentrum für Verfassungsrechte – eine US-amerikanischen Anwaltsvereinigung, die u.a. die Strafanzeige gegen Donald Rumsfeld wegen Kriegsverbrechen einreichte), ist derzeit in fünf separaten zivilrechtlichen Fällen gegen Blackwater Anklagevertreterin.
Blackwater hält allen Verfahren und Beschuldigungen entgegen, dass sowohl Prince als auch die gesamte Firma sich kein Fehlverhalten vorzuwerfen haben sondern vielmehr professionell ihre Aufgaben im Namen ihres Arbeitgebers, dem US-State Department, wahrnehmen.
Aus Sorge um die Sicherheit der beiden Zeugen wurde – wie in solchen Fällen in den USA üblich – vom Gericht deren Identität nicht preisgegeben. In den Akten finden sich die Aussagen anonymisiert mit den Platzhalternamen „John Doe #1“ und „John Doe #2“.
So behauptet John Doe #2 , er habe vier Jahre für Blackwater gearbeitet und sei bei seinem Ausscheiden von Prince mit Mord- und Gewaltdrohungen verabschiedet worden. John Doe #1, der ehemalige US Marine, der für Blackwater im Irak war, beschwört in einer gesonderten Erklärung, dass „eine oder mehrere Personen, die Informationen über Prince und Blackwater sammelten, unter verdächtigen Umständen zu Tode kamen“. Wie sein Kollege hat auch er Angst vor Blackwater, weil er vor dem Gericht Aussagen gemacht habe. Beide Zeugen geben an, dass sie bereits im Vorfeld mit der Bundes-Staatsanwaltschaft in der strafrechtlichen Untersuchung gegen Blackwater kooperiert hatten.
Zwangsprostitution mit Kindern
Am vergangenen Donnerstag (6. August 2009) enthüllte Keith Olbermann in seiner vielgesehenen TV-Sendung bei MSNBC weitere schwere Vorwürfe, die die beiden Zeugen unter Eid erhoben haben. So soll Blackwater mit Wissen und Billigung des Chefs Erik Prince in der „Grünen Zone“ von Bagdad Kinder zur Prostitution gezwungen haben, für Oral-Sex verlangten die „Vermittler“ einen US-Dollar. Die Kinder wurden in das „Blackwater Man Camp“ geschafft und standen Mitgliedern der Firma zur Verfügung. Prince besuchte das Camp häufig, wurde Zeuge des Verbrechens und unternahm nichts dagegen.
Johannes Roth, Sprecher des US-Staatsanwaltschaft in Columbia, erklärte auf Anfrage von The Nation, er dürfe in einer laufenden Ermittlung und in einem laufenden Verfahren keine Angaben machen. Das sei Aufgabe des Gerichts. Von Seiten Blackwaters (das Unternehmen hat kürzlich seinen Namen in „Xe Services LLC“ geändert) war niemand bereit, zu den Beschuldigungen Stellung zu nehmen.
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Konflikt als Kommerz von Rolf Uesseler
Quellen:
http://www.thenation.com/doc/20090817/scahill
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