Was ist mit der Jugend los?
Der Kommunikationswissenschaftler Prof. Michael Meyen über sein neues Buch "Der dressierte Nachwuchs"
Mein neues Buch hat auf den ersten Blick nichts mit dem Thema Medien zu tun. “Der dressierte Nachwuchs” steht auf dem Cover. Es geht um den Umbau von Schule und Universität, um das Verhältnis von Jung und Alt und um eine Ideologie, die einen Keil zwischen die Generationen schiebt. Der zweite Blick führt noch weiter weg vom Journalismus – in die USA der 1960er, eine Art Sattelzeit, in der es nicht nur bei Studenten oder Bürgerrechtlern brodelt und man keinen Propheten braucht, um das vorherzusagen, was heute all die umtreibt, die sehr viel besitzen und folglich etwas zu verlieren haben: viel mehr Menschen auf der Welt, formal besser gebildet und besser ernährt und damit nicht mehr ganz so leicht zu kontrollieren und zu überwachen wie im Zeitalter von Kolonien, Analphabetismus und Armut. Die große Koalition aus Staat und Konzernen hat reagiert, einen “umgekehrten Totalitarismus” auf den Weg gebracht und mit ihm die Methoden, die Institutionen und die Kommunikationskanäle, die heute Herrschaft ausmachen.
Als Medienforscher interessiere ich mich vor allem für das Internet und für eine Ideologie, die Linke davon abbringt, nach den Eigentumsverhältnissen zu fragen oder gar nach einer Revolution. Kanal und Inhalt, das habe ich beim Schreiben gelernt, gehören zusammen wie Topf und Deckel und kommen im Wortsinn aus der gleichen Küche. Hier die Plattformen, zunächst gesponsort vom Pentagon und später dann auch von Regierung und Geheimdiensten, und dort eine neue Rechtfertigungslehre, die in fast all ihren Facetten nur zu verstehen ist, wenn man die Angst mitdenkt, die das “Gespenst” Kommunismus in besagter Küche auslöste, und außerdem perfekt zur Digitallogik passt. Man muss nicht viel lesen. Es reichen Themen, die sich moralisch aufladen und so online leicht verbreiten lassen, weil dort das Schema gut vs. böse triumphiert: Klima, Migration, Identität, Transgender. Wer nicht auf der richtigen Seite ist, steht automatisch auf der falschen. Rede und Gegenrede? Aus dieser Perspektive gefährlich und von gestern.
Gewachsen ist dieses Buch bei meinen Vorträgen. Ich spreche dort über “Journalismus und Macht” oder über “Cancel Culture” – über Themen, die zu meinem Fachgebiet gehören. Was macht das Internet mit den Menschen? Was macht das Internet vor allem mit der Gesellschaft?
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MICHAEL MEYEN ist Professor für Kommunikationswissenschaft an der LMU München. Zuletzt erschien von ihm: »Wie ich meine Uni verlor« (2023) und im Hintergrund Verlag “Cancel Culture” (2024).