Literatur

Dichter der Revolution

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Erich Mühsam zum 135. Geburtstag

Von LOU MARIN,  5. April 2013

Erich Mühsam wurde am 6. April 1878 in Berlin als Sohn eines jüdischen Apothekerehepaares geboren. Er wuchs nach dem Umzug der Familie in Lübeck auf, zog aber 1901 wieder nach Berlin, als er mit seiner Ausbildung zum Apothekergehilfen fertig war. Dort fand er Kontakt zu den literarischen Kreisen des Naturalismus, die eine auf realistischen Darstellungen basierende Tendenzkunst propagierten, sowie zum Milieu der Berlin-Friedrichshagener Siedlungsgruppe um die „Neue Gemeinschaft“ der Gebrüder Hart. Der Anarchist Gustav Landauer propagierte zu dieser Zeit die Siedlungsidee mit seiner Schrift Von der Absonderung zur Gemeinschaft, einem ersten anarchistischen Text, der Mühsam stark beeindruckte.

Schriftsteller, Bohémien, Revolutionär: Erich Mühsam (6.4.1878 – 10.7.1934)

Mit seinem damaligen Lebensgefährten und Freund Johannes Nohl reiste Mühsam von 1904 bis 1909 durch die Schweiz, Italien und Frankreich. Nach einem Aufenthalt bei einer vegetarisch-kommunitären und naturistischen Siedlungsgemeinschaft auf dem Monte Vérita bei Ascona distanzierte sich Mühsam jedoch von seiner Meinung nach zu egozentrischen „ethischen Wegelagerer(n) mit ihren spiritistischen, theosophischen, okkultistischen oder potenziert vegetarischen Sparren“. Anstatt Landauers Siedlungskonzept weiterzuverfolgen, wandte sich Mühsam nunmehr der künstlerischen Bohème und dem „Lumpenproletariat“ zu, in dem er – angesichts der fast vollständigen Integration der organisierten Arbeiterschaft in der zu jeder spontanen Revolte unfähig werdenden SPD – auf idealisierte Weise sogar den Träger einer neuen Gesellschaft ausmachte: „Verbrecher, Landstreicher, Huren und Künstler – das ist Bohème, die einer neuen Kultur die Wege weist.“ Mit dieser Vision und in diesem Milieu ließ er sich nach seiner Reisezeit 1909 im Münchner Bohèmeviertel Schwabing nieder.

„Heiße Weibchen“

Zu dieser Zeit hatte er mit Die Wüste (1904) und Krater (1909) zwei Gedichtbände veröffentlicht sowie mit Die Freivermählten (1909) unter Einfluss von Frank Wedekind ein erstes Bühnenstück über die „freie Liebe“. Letztere blieb bei Mühsam, Strindberg und anderen Bohèmeschriftstellern jedoch patriarchal: Trotz einer frühen Streitschrift für die Homosexualität im Jahre 1903 schrieb Mühsam im selben Jahr in einer Einladung für ein nicht realisiertes Zeitungsprojekt an den Dichter Paul Scheerbart hinsichtlich möglicher Mitarbeiter: „Frauen, besonders Frauenrechtlerinnen, haben keinen Zutritt!“ Und sowohl in seinen Memoiren Namen und Menschen, wie auch in manchen Gedichten und seinen „Tagebüchern“ waren Frauen vorwiegend „heiße Weibchen“ oder „fürs Körperlich-Solide“ zuständig – eine sexistische Trennung zwischen Körper und Geist (vgl. Hubert van den Berg im Nachwort zu Unpolitische Erinnerungen, Nautilus Verlag, Hamburg 1999, S. 205f.).

Seine anarchistische Gruppe TAT stellte er zwar in den organisatorischen Zusammenhang von Landauers „Sozialistischen Bund“, doch statt der Siedlungsidee propagierte die Gruppe Kirchenaustritte, unterstützte Armeedeserteure und versuchte, Aktionen für das Lumpenproletariat zu konzipieren, am erfolgreichsten in den Jahren 1909/10 bei Demonstrationen von Erwerbslosen aus den Bauberufen. In seiner Zeitschrift Kain, deren Namensgeber er nicht als Brudermörder, sondern als ersten Rebellen der Menschheit interpretierte, versuchte Mühsam von 1911 bis 1914 (und 1918/19) seine Mischung aus individualistischem und kommunistischem Anarchismus zu begründen. Kain war – typisch Mühsam – keine Spektren zusammenführende, kollektiv redigierte Zeitung, sondern ein außerhalb aller organisierten Strömungen des Anarchismus stehendes Ein-Mann-Blatt, das auch offensiv als solches angepriesen wurde: „Mitarbeiterschaft verbeten. Alle Beiträge entstammen der Feder des Herausgebers.“

Wider den Opportunismus

Sein bekanntestes und weltweit in der anarchistischen Bewegung immer wieder deklamiertes Gedicht – siehe auch die gesungene Version in Peter Zadeks Film Rotmord über die Münchner Räterepublik – war „Der Revoluzzer“ von 1907, ein gelungener Abgesang auf den Opportunismus der Sozialdemokratie, das deren Rolle während der Revolution von 1918/19 bereits vorwegnahm:

War einmal ein Revoluzzer,
Im Zivilstand Lampenputzer;
Ging im Revoluzzerschritt
Mit den Revoluzzern mit.

Und er schrie: ich revolüzze!
Und die Revoluzzermütze
Schob er auf das linke Ohr,
Kam sich höchst gefährlich vor.

Unsere Revoluzzer schritten
Mitten durch der Straße Mitten,
Wo er sonstens unverdruzzt
Alle Gaslaternen putzt.

Sie vom Boden zu entfernen
Rupfte man die Gaslaternen
Aus dem Straßenpflaster aus,
Zwecks des Barrikadenbaus.

Aber unser Revoluzzer schrie:
Ich bin der Lampenputzer
Dieses schönen Leuchtelichts;
Bitte, bitte, tut ihm nichts!

Doch die Revoluzzer lachten,
Und die Gaslaternen krachten.
Unser Revoluzzer schlich
Sich fort und weinte bitterlich.

Dann ist er zu Haus geblieben
Und hat dort ein Buch geschrieben,
Nämlich wie man revoluzzt
Und dabei doch Lampen putzt.

Vom Krieg zur Räterepublik

Beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges im August 1914 ließ sich Mühsam für kurze, aber entscheidende Zeit vom nationalistischen Sog, der viele Bohèmeliteraten erfasste, mitreißen: Er sah plötzlich „fremde Horden“ das Land bedrohen und verlas im Schwabinger Café Stefanie ein „anarchistisches Manifest“, worin „er Deutschland, sein Vaterland, zu verteidigen gelobte“ (zit. nach J. R. Bechers Erstlingsroman Abschied). Harte Kritik der standhaft gebliebenen Weggefährten Gustav Landauer, Oskar Maria Graf oder Fritz Pfemfert, dem Herausgeber der expressionistischen Zeitung Aktion, brachten Mühsam jedoch schnell wieder auf Antikriegskurs zurück. Bis 1916 blieb Mühsams Opposition zum Krieg ideologisch auf konsequent pazifistisch-antimilitaristischer Linie, dann wurde er immer mehr von sozialistischen und linksradikalen Antikriegsgruppen beeinflusst. All seine Versuche, zwischen den Bremer Linksradikalen um Paul Fröhlich, dem Berliner Spartakusbund um Mehring, Liebknecht, Luxemburg, oder den Internationalen Sozialisten Deutschlands um Karl Radek zu vermitteln, um ein einheitliches Vorgehen zu erreichen, scheiterten jedoch – wie auch kurze Zeit später in der bayerischen Räterepublik seine Vermittlungsversuche zwischen dem anarchistischen Revolutionären Arbeiterrat und der im Dezember 1917 gegründeten bayerischen KPD scheitern sollten.

Am 7. April 1919 wurde von Landauer und Mühsam gemeinsam der Text zur Proklamation der bayerischen Räterepublik veröffentlicht.

Revolutionäre Soldaten während der Münchner Räterepublik, 1919

Obwohl die KPD zu Anfang nicht mitmachte und damit die Basis der Räterepublik dünn war, setzte Mühsam all seine Hoffnungen auf die Betriebsratswahlen vom 11. April. Aus den gewählten Betriebsräten, also durch die Arbeitenden in den Betrieben und nicht mehr die Außenseiter und Landstreicher, sollte sich dann die Legitimation der Räterepublik ergeben. Doch das blieb eine Illusion. Obwohl die Betriebsräte der Räteregierung das Vertrauen aussprachen, blieben die KPD-Betriebsräte bei ihrer ablehnenden Haltung. Mühsam wusste nicht, dass die Parteizentrale in Berlin Eugen Leviné den Auftrag mitgegeben hatte, die Sympathien mit den Anarchisten hegende Münchner Ortsgruppe der Partei vom Bündnis abzuhalten.

Am 12. April 1919 konnte eine mit dem Zug aus Bamberg, dem Sitz der sozialdemokratischen Gegenregierung Hoffmann, kommende Truppe Mühsam und weitere elf Arbeiterräte verhaften. Der drohende Putsch wurde durch die KPD verhindert, die nun ihr Gefechtspotential ins Feld warf. Die Hoffmann-Truppe konnte samt Gefangenen nach Bamberg entkommen. Das rettete Mühsam wahrscheinlich das Leben, denn nun errichtete die KPD die allein von ihr beherrschte zweite Räterepublik, die jedoch gegen die sich abzeichnende Reaktion keine Chance hatte. Als bei der Einnahme Münchens durch Freikorpstruppen am 2. Mai zirka 1000 Menschen ermordet wurden, befand sich Landauer unter den Opfern. Mühsam hingegen, zu 15 Jahren verurteilt, war bereits am 13. April in die Festungshaft nach Ansbach gekommen, kam später ins Gefängnis Niederschönenfeld, wurde aber 1924 im Zuge der vorrangig für Hitler maßgeschneiderten Amnestie vorzeitig entlassen. In der Haft schrieb er den Gedichtband Brennende Erde (1920), eine Sammlung seiner Streitschriften und Manifeste, Alarm (1925), und setzte sich im Rechenschaftsbericht Von Eisner bis Leviné (1920) und dem Drama Judas (1921) mit den seiner Ansicht nach aus der Räterepublik zu ziehenden Lehren auseinander, von denen für ihn die wichtigste nach wie vor die Notwendigkeit der Zusammenarbeit mit dem Parteikommunismus war, an deren Vermittlung er gleichwohl gescheitert war.

Judas als Verarbeitung der Räterepublik

Im Fall von Judas lohnt eine eingehendere Analyse. Obwohl das Stück den Januarstreik 1918 behandelt, ist es eine Aufarbeitung der Erfahrungen Mühsams in der Revolutions- und Räterepublikzeit. Er stellt dort zwei Hauptpersonen einander gegenüber: den Intellektuellen Seebald als den Vertreter der gewaltfreien Revolution, und den lungenkranken, deklassierten Arbeiter Schenk mit einer von Mühsam so gesehenen „natürlichen“ Tendenz zur revolutionären Gewaltanwendung. In die Figur von Seebald fließen Erfahrungen von Gustav Landauer und Ernst Toller ein – letzterer war einer der wenigen Anarchisten, die sich der 2. Räterepublik zur Verfügung stellten, wobei er sich am Ende aber als Truppenkommandant gegen die KPD-Anordnung wandte, eine noch im Aufbau befindliche, hoffnungslos unterlegene Rote Armee in ein sinnloses Blutvergießen zu stürzen.

Toller, der dem Todesurteil nach seiner Verhaftung am Ende der zweiten Räterepublik im Gegensatz zu Eugen Leviné durch Fürsprache von Max Weber vor Gericht entging, saß dann ebenfalls wie Mühsam im Gefängnis Niederschönenfeld seine Haftstrafe ab. Auch Tollers Dramen, die zu den meistgespielten der Weimarer Republik gehörten, befassten sich mit der existentiellen Frage Gewaltanwendung versus Gewaltfreiheit in der Revolution. Schenk, der Gegenspieler Seebalds bei Mühsams Judas, bekommt einen fanatischen Zug und symbolisiert die KPD-Position. Er rechtfertigt die Unterordnung der Mittel unter das Ziel: „Was der Revolution dient – wie kann das ein Verbrechen sein?“ Doch auch Seebalds Position wird von Mühsam verzerrt: Dessen Widerwille gegen revolutionäre Gewalt wird von Schenk in der Frage zugespitzt, „ob dann jeder schuldig wäre, dem Unrecht geschieht?“, was Seebald bejaht. Schließlich arbeitet Schenk mit Polizeirat Tessendorf zusammen, weil beide aus gegensätzlichen Gründen ein Interesse daran haben, dass es bei der Demonstration der Streikenden zu Blutvergießen kommt. Tessendorf gibt Schenk 500 Mark, die dieser Verfolgten schenkt, dafür sprechen sie sich ab, Seebald auf der Demonstration aufgrund von dessen Popularität verhaften zu lassen und damit die Gegengewalt der Streikenden zu provozieren. Schenk legt Seebald schließlich in der entscheidenden Konfrontation auf der Straße die Hand auf die Schulter – das Erkennungszeichen, um ihn der Polizei auszuliefern.

Dieses Motiv des zum Verrat bereiten “Judas” Schenk gegen den zum heiligen Jesus stilisierten Seebald benutzt Mühsam, um mit der Person des Russen Lecharjow eine dritte Position – seine eigene –, nämlich die der bedingten Gewaltanwendung und der Vermeidung des Fanatischen einzuführen, die er jedoch nicht mehr als andeutet. Zu dieser Zeit ist das durchaus auch als Hinweis zu Mühsams Befürwortung der „Diktatur des Proletariats“ und des Bolschewismus zu verstehen, den er damals noch als ehrliche Strömung zur Verwirklichung des Rätesystems in Russland wähnt. Deshalb widmet er seinen Rechenschaftsbericht Von Eisner zu Leviné auch Lenin (Untertitel: Zur Aufklärung an die Schöpfer der russischen Sowjetrepublik, zu Händen des Genossen Lenin) und schreibt auf dessen Tod 1924 noch ein hagiographisches Gedicht („Heult auf, Fabriksirenen! Heult, ihr Schlote! (…) Lenin ist tot. Verteidigt, was er schuf!“). Später sollte sich Mühsam mit seiner Unkenntnis über die Anarchistenverfolgungen in Russland, bedingt durch seine Gefangenschaft, herausreden.

Dass das stimmt, ist aus zwei Gründen zu bezweifeln: Im Gefängnis war Mühsam 1919 kurzzeitig Mitglied der KPD geworden, trat aber noch im selben Jahr wieder aus, als die Partei sich gegenüber dem Linksradikalismus abgrenzte – offensichtlich waren zeitgenössische Informationen also auch durch seine Gefängnismauern gedrungen. Und zweitens waren die ersten russischen Anarchisten und Anarchistinnen (Schapiro, Berkman, Goldman) ab 1921 in Berlin und berichteten den deutschen Genossen vom Kronstadter Matrosenaufstand und der Repression durch die Bolschewiki, insbesondere durch Lenin und Trotzki.

So änderte Mühsam denn auch nach seiner Freilassung Ende 1924 lange Jahre nicht seine Strategie, mit dem Parteikommunismus zusammenzuarbeiten, vor allem innerhalb der Gefangenenhilfsorganisation Internationale Rote Hilfe (IRH), der sich Mühsam 1925 anschloss und die er als überparteilich und alle revolutionären Strömungen vertretend interpretierte – trotz der Kritik von Seiten anarchistischer Genossen – und aus der er erst 1929 austrat, als die Rote Hilfe allzu offen dazu missbraucht wurde, für die Zeitung Rote Fahne, das Zentralorgan der KPD, Propaganda zu machen.

Ermordet von den Nazis

Als Mühsam im Januar 1925 nach seiner Haftentlassung in Berlin ankam, wurde er von einer Arbeitermenge begeistert empfangen. Seine Bekanntheit vergrößerte sich durch die Aufführungen des Judas noch: Unmittelbar nach Fertigstellung wurde es vom „proletarischen Mannheimer Volkstheater“ aufgeführt, 1922 von der „proletarischen Bühne Nürnberg“, schließlich 1927 anlässlich seines herannahenden 50. Geburtstags von der Bühne Erwin Piscators am Berliner Nollendorfplatz. Mit vollem Erfolg. Mühsam arbeitete auch im Beirat des Theaters mit, er vertrat eine Tendenzkunst im Stile des sozialistischen Realismus, für die dann Bert Brecht und Erich Weinert bekannt wurden. Dass sie es wurden und nicht Mühsam, liegt nicht zuletzt an den anhaltend anarchistischen Themen seiner Theaterstücke, etwa dem Justizskandal um die italienischstämmigen Anarchisten Sacco und Vanzetti in den USA, den Mühsam im Drama Staatsräson verarbeitete (1928 erschienen, ebenfalls auf der Piscator-Bühne gespielt).

Cover von Muehsams Fanal

Nach seinem Austritt aus der IRH gründete er in Berlin die Gruppe Anarchistische Vereinigung und arbeitete in einer oppositionellen Gruppe linker Schriftsteller innerhalb des Schutzverbands deutscher Schriftsteller (SDS) mit. Ab 1926 publizierte Mühsam eine weitere Ein-Personen-Zeitschrift, Fanal, in der er zunehmend vor der Gefahr des aufsteigenden Nationalsozialismus warnte, die er jedoch 1931 aus Mangel an finanziellen Mitteln einstellen musste. Ein letzter verzweifelter Versuch, zur Aktionseinheit von SPD und KPD zu animieren, verpuffte, wie so viele vergleichbare Aufrufe in dieser Zeit. 1932 gelang es ihm noch, seine zusammenhängende weltanschauliche Schrift Die Befreiung der Gesellschaft vom Staat. Was ist kommunistischer Anarchismus? zu veröffentlichen.

Aufgrund fehlender Geldmittel hatte es Mühsam versäumt, rechtzeitig vor dem Machtantritt der Nazis ins Exil zu gehen. Einen Tag vor dem Reichstagsbrand hatte er doch eine Fahrkarte nach Prag ergattert. An dem Abend des 27. Februar 1933 war er bei seinem anarchosyndikalistischen Genossen Augustin Souchy, der ihm riet, nicht mehr nach Hause zu gehen. Doch er wollte sich von seiner Frau, Kreszentia (Zenzl) Mühsam, verabschieden. Um 5.30 h morgens wurde er dort von den Nazis abgeholt, um 8 Uhr wäre sein Zug abgefahren. Was Souchy dann in der ersten Mühsam-Biographie, geschrieben 1934 in Barcelona, über den Leidensweg in den Gefängnissen Moabit, Spandau, Plötzensee, den KZs Sonnenburg, Brandenburg, Oranienburg berichtet, ist unbeschreiblich. Immer wieder wurde er halbtot geschlagen, am 10. Juli 1934 von der SS schließlich auf dem Hof des KZ Oranienburg in der Latrine erhängt. Kreszentia gelang die Flucht nach Prag, dann Moskau mit dem schriftlichen Nachlass Mühsams. Ab 1936 begann für sie, die als „trotzkistische Agentin“ verurteilt wurde, ein weiterer Leidensweg durch NKWD-Gefängnisse und Arbeitslager im Gulag, aus denen sie erst 1955 in die DDR zurückkehrte.


Literaturauswahl:

Augustin Souchy: Erich Mühsam. Sein Leben, sein Werk, sein Martyrium, Barcelona 1934, überarbeitet und neuveröffentlicht, Trotzdem-Verlag, Reutlingen 1984.

Wolfgang Haug: Erich Mühsam. Schriftsteller der Revolution, Trotzdem-Verlag, Reutlingen 1979.

Erich Mühsam: Die Homosexualität. Eine Streitschrift, belleville-Verlag, München 1996.

Erich Mühsam: Namen und Menschen. Unpolitische Erinnerungen, erstmals von Fritz Adolf

Hünich hrsg., Volk und Buch Verlag, Leipzig 1949, seither ca. 16 verschiedene Neuauflagen, eine Art Memoiren aus der Bohème-Zeit; hier benutzt: Ausgabe des Nautilus Verlags, Hamburg 1999, mit einem Nachwort von Hubert van den Berg.

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