HINTERGRUND, Heft 02 - 2015 - Mauern, Stacheldraht und Drohnen
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Philipp Koebnik
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Anmerkungen und Quellen:
(1) „This privileged class is allowed to travel wherever it wishes when the huge majority of the world’s population remains in poorer countries – and are expected to remain there.” (Stéphane Rosière / Reece Jones, Teichopolitics: Re-considering Globalisation Through the Role of Walls and Fences, in: Geopolitics 17/1 (2012), S. 217-234, S. 229. (http://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/14650045.2011.574653#.VNt-mS6GIvI)
(2) Joachim Becker / Andrea Komlosy, Vorwort, in: Grenzen weltweit. Zonen, Linien, Mauern im historischen Vergleich, hg. von Joachim Becker / Andrea Komlosy (Beiträge zur Historische Sozialkunde / Internationale Entwicklung, hg. von Joachim Becker u.a., Bd. 23), Wien 22006, S. 7-19, S. 7.
(3) Rosière / Jones, Teichopolitics, S. 222.
(4) Andrea Komlosy, Migration und Freizügigkeit. Habsburgermonarchie und Europäische Union im Vergleich, in: Grenzen weltweit. Zonen, Linien, Mauern im historischen Vergleich, hg. von Joachim Becker / Andrea Komlosy (Beiträge zur Historische Sozialkunde / Internationale Entwicklung, hg. von Joachim Becker u.a., Bd. 23), Wien 22006, S. 101-124, S. 111 f. Grenzregime im weiteren Sinne umfassen daher nicht nur die Kontrolle und Überwachung der tatsächlichen Staatsgrenzen. In der EU zeigte sich dies zuletzt etwa bei der Aktion „Mos Maiorum“: Im vergangenen Oktober führten Polizeibeamte zwei Wochen lang europaweit Kontrollen an Bahnhöfen, Flugplätzen oder Autobahnen durch, um illegalisierte Flüchtlinge aufzugreifen. Laut Bundesregierung wurden dabei allein an den deutschen Binnengrenzen 2664 Personen festgestellt, deren Daten zur Analyse an Frontex weitergeleitet wurden (vgl. die Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Ulla Jelpke, Andrej Hunko, Martina Renner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE – Drucksache 18/3464 – Europäische Polizeioperation Mos Maiorum (22.12.2014), S. 4 f. (http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/036/1803654.pdf); vgl. auch die Pressemitteilung von Andrej Hunko, „Mos Maiorum“: Keine weiteren EU-Polizeioperationen gegen Geflüchtete (http://www.andrej-hunko.de/presse/2464-mos-maiorum-keine-weiteren-eu-polizeioperationen-gegen-gefluechtete).
(5) Amnesty International, The Human Cost of Fortress Europe. Human Rights Violations Against Migrants and Refugees at Europe’s Borders, London 2014, S. 16.
(6) Amnesty International, The Human Cost of Fortress Europe, S. 12.
(7) Astrid Ludwig, Umweltsatelliten der Esa helfen bei Jagd auf Flüchtlinge, in: Die Zeit (20.12.2013) (http://www.zeit.de/digital/datenschutz/2013-12/frontex-eurosur-satelliten-fluechtlinge); Harald Neuber, Virtuelle Grenze: EU setzt “Copernicus” gegen Flüchtlinge ein (Februar 2014) (http://www.heise.de/tp/artikel/40/40668/1.html).
(8) Sabine Hess / Lisa-Marie Heimeshoff / Stefanie Kron / Helen Schwenken / Miriam Trzeciak, Einleitung, in: Grenzregime II: Migration, Kontrolle, Wissen. Transnationale Perspektiven, hg. von Lisa-Marie Heimeshoff u.a., Berlin / Hamburg 2014, S. 9-39, S. 11. In der Beschreibung des damals noch in der Planung befindlichen Systems hieß es 2008, es sei das Ziel von Eurosur, „die Mitgliedstaaten bei ihren Bemühungen zu unterstützen, die Zahl der Drittstaatsangehörigen zu reduzieren, die illegal in das Hoheitsgebiet der EU gelangen, indem ein größeres Situationsbewusstsein für die Lage an den Außengrenzen entwickelt und die Reaktionsfähigkeit der Nachrichtendienste und Grenzschutzbehörden verbessert wird.“ (http://europa.eu/legislation_summaries/justice_freedom_security/free_movement_of_persons_asylum_immigration/l14579_de.htm). Vgl. auch Neuber, Virtuelle Grenze.
(9) Amnesty International, The Human Cost of Fortress Europe, S. 18.
(10) Neuber, Virtuelle Grenze; Amnesty International, The Human Cost of Fortress Europe, S. 11. Auch in anderen EU-Staaten mit Außengrenzen lässt sich beobachten, wie die verstärkte Sicherung eines Grenzabschnitts zur Verlagerung der Migrationsrouten führt. So nahm die Zahl der an der türkisch-bulgarischen Grenze aufgegriffenen irregulären Migranten 2013 infolge der Verschärfung des griechischen Grenzregimes massiv zu. Als daraufhin Bulgarien mehr als 1500 zusätzliche Beamte einstellte, die gemeinsame Überwachung der Grenze mit der Türkei intensivierte und mit dem Bau eines 30 Kilometer langen Grenzzauns begann, ging auch die Zahl der irregulären Einwanderer dramatisch zurück (vgl. ebd.). Zur verschärften Migrationspolitik und der Zunahme rassistischer Attacken auf Migranten in Griechenland im Zuge der sogenannten Sparpolitik vgl. Olga Lafazani / Giorgos Maniatis, Krise, Migration, Rassismus und antirassistische Kämpfe in Griechenland nach den Memoranden, in: Grenzregime II: Migration, Kontrolle, Wissen. Transnationale Perspektiven, hg. von Lisa-Marie Heimeshoff u.a., Berlin / Hamburg 2014, S. 112-128.
(11) Amnesty International, The Human Cost of Fortress Europe, S. 13. „Die Staffelung der Mitgliedschaft in der NATO, der Europäischen Union und den Schengen-Vertragsstaaten umgibt den europäischen Kernraum mit einem konzentrischen Ring von vorgelagerten Staaten, die als wirtschaftliche Peripherien, als militärische Verbündete oder als strategische Puffer abgestufte Aufgaben im Interesse des Zentrums erfüllen.“ (Joachim Becker / Andrea Komlosy, Grenzen und Räume – Formen und Wandel. Grenztypen von der Stadtmauer bis zum „Eisernen Vorhang“, in: Grenzen weltweit. Zonen, Linien, Mauern im historischen Vergleich, hg. von Joachim Becker / Andrea Komlosy (Beiträge zur Historische Sozialkunde / Internationale Entwicklung, hg. von Joachim Becker u.a., Bd. 23), Wien 22006, S. 21-54, S. 34). Vgl. auch Hess / Heimeshoff / Kron / Schwenken / Trzeciak, Einleitung, S. 20-23. Zur Rolle der NATO bei der Kontrolle des Mittelmeers bzw. von Migrationsströmen vgl. Christoph Marischka, Weltherrschaft durch die Kontrolle von Strömen. Die Rolle der NATO bei der Militarisierung der Migration, in: Kein Frieden mit der NATO. Die NATO als Waffe des Westens, hg. von der Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V. Tübingen und der DFG-VK, Tübingen 2009, S. 18-21.
(12) Amnesty International, The Human Cost of Fortress Europe, S. 13.
(13) Amnesty International, The Human Cost of Fortress Europe, S. 13 f.
(14) In Griechenland führt Frontex – in Zusammenarbeit mit mehr als 20 EU-Mitgliedstaaten und Staaten, die dem Schengen-Raum angehören – Grenzpatrouillen durch, die unter den Namen Poseidon Land (seit 2006) und Poseidon Sea (seit 2007) bekannt geworden sind. Bei diesen Operationen kommen auch Schiffe zum Einsatz, die von Frontex mitfinanziert wurden, ohne dass dies durch entsprechende Erkennungszeichen ersichtlich wäre. Berichte über griechische Grenzschiffe, die Boote mit Geflüchteten vor der Küste abdrängen oder Migranten festsetzen, um sie anschließend auszuweisen, lassen daher keine Aussage darüber zu, inwieweit die Grenzschutzagentur in solche Aktionen involviert ist, kritisiert Amnesty International (vgl. Amnesty International, The Human Cost of Fortress Europe, S. 17).
(15) Amnesty International, The Human Cost of Fortress Europe, S. 12, S. 20 f.
(16) Christian Jakob, Die Menschenfalle, in: Taz (27.02.2014) (http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=tz&dig=2014%2F02%2F27%2Fa0201&cHash=ea14beca19fe5f18cdc81824f8c03141).
(17) Amnesty International, The Human Cost of Fortress Europe, S. 5. Immerhin konnten durch die Operation Mare Nostrum der italienischen Marine, die nach eigener Auskunft dazu diente, Menschenleben zu retten und Menschenhandel zu bekämpfen, seit ihrem Start im Oktober 2013 mehr als 40 000 Menschen auf hoher See gerettet werden. Italien war bei dieser Aufgabe nahezu vollständig auf sich allein gestellt (vgl. Amnesty International, The Human Cost of Fortress Europe, S. 23 f.). Freilich diente Mare Nostrum der italienischen Regierung auch dazu, Informationen über Migrationsrouten zu sammeln und zu analysieren (vgl. Hess / Heimeshoff / Kron / Schwenken / Trzeciak, Einleitung, S. 12).
(18) Corey Johnson / Reece Jones, Where is the Border?, in: Placing the Border in Everyday Life, hg. von Reece Jones / Corey Johnson, Burlington (VT) / Farnham (Surrey) 2014, S. 1-11, S. 2.
(19) Harald Neuber, USA grenzen sich von Amerika ab (Februar 2014) (http://www.heise.de/tp/artikel/40/40785/1.html); Rosière / Jones, Teichopolitics, S. 226 f.; Susanne Käss, Die Reise ins Gelobte Land. Mexikanische Migrationsbewegungen (Auslandsinformationen der Konrad-Adenauer-Stiftung) (Oktober 2008), S. 52 (http://www.kas.de/wf/doc/kas_15390-544-1-30.pdf?081229111041).
(20) Johnson / Jones, Where is the Border?, S. 2.
(21) https://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2010/oktober/chronik-des-monats-august-2010
(22) James D. Cockcroft, Mexico: “Failed States”, New Wars, Resistance, in: Monthly Review 62/6 (2010) (http://monthlyreview.org/2010/11/01/mexico-failed-states-new-wars-resistance/).
(23) Käss, S. 52.
(24) Neuber, USA grenzen sich von Amerika ab; Schüsse von US-Grenzschützern: 16-jähriger Mexikaner starb im Kugelhagel, in: Der Spiegel (08.02.2013) (http://www.spiegel.de/panorama/justiz/mexikanischer-teenager-stirbt-an-us-grenze-im-kugelhagel-a-882233.html).
(25) John Carlos Frey, Over the Line. Why are U.S. Border Patrol agents shooting into Mexico and killing innocent civilians? (Mai/Juni 2013) (http://www.washingtonmonthly.com/magazine/may_june_2013/features/over_the_line044512.php?page=all&print=true).
(26) Reece Jones, Border security, 9/11 and the enclosure of civilization, in: The Geographical Journal 177/3 (2011), S. 213-217, S. 216; Reece Jones, Does Israel play loose with occupied territory? (Juni 2012) (http://therealnews.com/t2/component/content/article/143-more-blog-posts-from-reece-jones/1066-does-israel-play-loose-with-occupied-territory). Im Jahr 2004 erklärte der Internationale Gerichtshof in einem Gutachten den Teil der Sperranlage, der über besetztem Gebiet verläuft, für völkerrechtswidrig, und bestimmte, dass diejenigen entschädigt werden müssen, deren Land konfisziert wurde oder deren Eigentum beim Bau der Anlage zerstört worden ist (vgl. ebd.).
(27) Harald Neuber, Israel mauert sich ein (Januar 2014) (http://www.heise.de/tp/artikel/40/40665/1.html).
(28) Ebd.
(29) Karen Imhof, Grenzenlose Ökonomie – begrenzte Migration. Mexiko und NAFTA, in: Grenzen weltweit. Zonen, Linien, Mauern im historischen Vergleich, hg. von Joachim Becker / Andrea Komlosy (Beiträge zur Historische Sozialkunde / Internationale Entwicklung, hg. von Joachim Becker u.a., Bd. 23), Wien 22006, S. 219-234, S. 219.
(30) Richard D. Vogel, Transient Servitude: The U.S. Guest Worker Program for Exploiting Mexican and Central American Workers, in: Monthly Review 58/8 (2007) (http://monthlyreview.org/2007/01/01/transient-servitude-the-u-s-guest-worker-program-for-exploiting-mexican-and-central-american-workers/).
(31) Imhof, S. 220.
(32) Ebd.
(33) Imhof, S. 227.
(34) Richard D. Vogel, Border Vigilantes and Mass Migration. (http://mrzine.monthlyreview.org/2005/vogel220705.html); Vgl. auch ders., Transient Servitude; ders., Mexican and Central American Labor: The Crux of the Immigration Issue in the U.S. (2006) (http://mrzine.monthlyreview.org/2006/vogel200606p.html).
(35) Imhof, S. 228.
(36) Markus Euskirchen / Henrik Lebuhn / Gene Ray, From Borderline to Borderland: The Changing European Border Regime, in: Monthly Review 59/6 (2007) (https://monthlyreview.org/2007/11/01/from-borderline-to-borderland-the-changing-european-border-regime/).
(37) Die fragwürdige Vorstellung vom Staat, der die Migration steuern oder lenken kann. Interview mit Bernd Kasparek (August 2011) (http://www.heise.de/tp/artikel/35/35406/1.html).
(38) Imhof, S. 228.
(39) Jones, Border security, 9/11 and the enclosure of civilization, S. 216; ders., Does Israel play loose with occupied territory?
(40) Rosière / Jones, Teichopolitics, S. 230 f.
(41) Juan Manuel Sandoval Palacios, USA: Der militärisch-industrielle Komplex der Migration, in: Grenzregime II: Migration, Kontrolle, Wissen. Transnationale Perspektiven, hg. von Lisa-Marie Heimeshoff u.a., Berlin / Hamburg 2014, S. 75-83.
(42) Naomi Klein, Die Schock-Strategie. Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus, Frankfurt a. M. 2009, S. 604-624.
(43) http://ec.europa.eu/dgs/home-affairs/what-we-do/policies/industry-for-security/index_en.htm. Außerdem heißt es dort weiter: „Finally, in times of financial constraints, an emphasis should be given to a better exploitation of synergies between civilian and defence orientated research. Such synergies will under no circumstances compromise the civilian nature of security research.” (Vgl. ebd.).
(44) Palacios, USA: Der militärisch-industrielle Komplex der Migration.
(45) „Hohe Sicherheitszäune gehören nicht zur Welt des Gulag, sondern zur Welt der Lärmschutzwände entlang vielbefahrener Straßen, zur Welt der Luxuslogen in Sportstadien, zu abgegrenzten Nichtraucherbereichen, zu Sicherheitszonen auf Flughäfen und zu eingezäunten Wohnsiedlungen… Sie machen die Privilegien der Besitzenden ebenso deutlich wie den Neid der Habenichtse, und zwar auf eine für beide Seiten peinliche Weise. Das soll aber nicht heißen, dass sie nicht funktionieren.“ (Christopher Caldwell, Chefredakteur von The Weekly Standard, November 2006, zitiert nach: Klein, S. 597).
(46) Becker / Komlosy, Grenzen und Räume – Formen und Wandel, S. 25.
(47) Rosière / Jones, Teichopolitics, S. 217-221, S. 228-232.