Overton-Magazin zur Erinnerungspolitik

Tschüss, Kriegsgeneration!

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Es gibt in Deutschland wieder eine Begeisterung für den Krieg. Liegt das auch daran, dass die Generation abtritt, die noch den zweiten Weltkrieg erlebt hat? Roberto De Lapuente macht sich darüber anlässlich der Rezension eines aktuellen Buches Gedanken.

Die Erinnerung erlosch nach und nach und wurde durch eine Knopp-Offensive ersetzt: Ab Ende der Neunziger setzte man dem deutschen TV-Publikum mehrmals wöchentlich Dokumentationen zum Dritten Reich vor. Aus der geschichtlichen Erinnerung wurde eine Erinnerungsmanufaktur: Stil und Haltung gingen vor sachlicher Berichterstattung, Dauerberieselung generierte keinen Mehrgewinn an Aufmerksamkeit, sondern sorgte dafür, dass sich ein Teil des Publikums übersättigt zurückzog. Die einst als vorbildlich betrachtete Aufarbeitung der deutschen Geschichte: Sie trug wie so oft in diesem Lande Züge der Übertreibung und Maßlosigkeit und vergraulte Publikum.

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In jenen Jahren des Über-Infotainments begann die Kriegsgeneration sich aus biologischen Gründen zu verabschieden. Ihre Mentalität nach dem Krieg hat die Bundesrepublik stark geprägt, sie war vielleicht der Grund, warum Pazifismus etwas war, was man mit der Bundesrepublik verbinden konnte. Für einige Jahrzehnte war klar, dass von deutschem Boden nie wieder Krieg ausgehen sollte: Das war freilich eine politische Parole, aber sie baute auf der Gewissheit, dass dieses Volk für einen solchen Kriegstaumel nicht mehr zu haben war – und sei es nur, weil es sich aus Duckmäusern und Verzagten zusammensetzte.

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