Russisch-Ukrainischer Krieg: Der Wagner-Aufstand
Alexander Wallsch hat den Text von “Big Serge” zum Wagner-Aufstand übersetzt. Es ist eine Analyse die viele Erkenntnisse über die Vorgänge liefert. Am Ende regt er zu einer Überlegung an und charakterisiert Prigoschin in seinem Resümee:
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Stellen Sie sich einen Moment lang vor, dass es Wagner gelungen ist, sich durch die russische Nationalgarde nach Moskau durchzuschlagen. Prigoschin stürmt das Verteidigungsministerium – er verhaftet Schoigu und setzt sich auf dessen Stuhl. Glauben wir wirklich, dass die Armee im Feld plötzlich seine Befehle befolgen würde? Es ist kein Zauberstuhl. Die Macht ist nur im Falle eines totalen Zusammenbruchs des Staates greifbar, und was wir in Russland gesehen haben, war das Gegenteil – wir sahen, wie der Staat seine Reihen schloss.
Am Ende bleibt also sowohl dem neoliberalen Kommentariat als auch den russischen Planverfechtern ein unbefriedigendes Bild der Ereignisse. Prigoschin ist weder der Vorbote eines Regimewechsels noch eine Figur in Putins vierdimensionalem Schachspiel. Er ist einfach ein launischer und äußerst verantwortungsloser Mann, der sah, dass ihm sein privates Militärunternehmen weggenommen werden sollte, und beschloss, extreme und kriminelle Maßnahmen zu ergreifen, um dies zu verhindern. Er war ein Kartenspieler, der nichts in der Hand hatte und beschloss, sich mit einem Bluff aus einer Ecke herauszuwinden – bis sein Bluff aufflog.
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