Gehen auch wir schlafwandelnd in einen dritten Weltkrieg?
Der italienische Autor Stefano di Lorenzo fragt sich angesichts der Lage der Welt, ob der dritte Weltkrieg unausweichlich kommt. Schließlich sollen wir, so sagen einige Journalisten und Politiker, keine Angst vor Putin und den Atombomben haben. Der Autor vergleicht die Situation mit der vor dem Ersten Weltkrieg.
Wenn Obama und Merkel im Jahr 2014 die Klugheit besaßen, einen offenen militärischen Konflikt mit Russland zu vermeiden, so kann man das von den heutigen Politikern – zwei Beispiele: Biden und Scholz – nicht behaupten. Sie wirken mehr und mehr wie die Schlafwandler von vor hundert Jahren. Die USA hatten schon vor dem Konflikt jegliche Verhandlungen mit Russland über die NATO und die Neutralität der Ukraine abgelehnt. Prinzipiell. Deutschland, dem von Anfang an vorgeworfen wurde, Putin zu sehr nachzugeben, ist inzwischen der zweitgrößte Waffenlieferant der Ukraine, und wenn die USA die Finanzierung nicht wieder aufnehmen, könnte es der größte werden. Schließlich scheint in Deutschland, einem Land mit einem traumatisierten Gewissen nach der historischen Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg, jeder Anflug von Pragmatismus verloren gegangen zu sein. Man bekommt fast das Gefühl, man will den Krieg in der Ukraine als Chance sehen, endlich wieder auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen.
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