Die nicht gewollte Friedenschance von Istanbul im Frühjahr 2022
Knapp zwei Jahre nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine schaut Hintergrund-Redakteur Tilo Gräser in zwei Artikeln zurück auf die Verhandlungen von Istanbul. Anlass ist ein Artikel in der Berliner Zeitung, nach dem die Chance auf Frieden damals nicht so groß war, wie von vielen Beobachtern vermutet wird. Gräser schreibt zu Beginn seiner umfangreichen Recherche:
Zahlreiche Medien berichteten damals über die direkten Verhandlungen Ende März 2022 in Istanbul und meldeten wenig Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Gespräche an. Der ehemalige UN-Diplomat Michael von der Schulenburg schrieb am 14. November 2023: „Bereits einen Monat nach Beginn der russischen Militärintervention in der Ukraine, waren die ukrainischen und russischen Unterhändler einem Waffenstillstand und einer umfassenden Friedenslösung des Konfliktes sehr nahegekommen.“
Dafür gibt es mehrere Bestätigungen. Dass es offiziell ernst gemeinte Verhandlungen in Istanbul waren, zeigen nicht nur Aussagen russischer Verhandlungsteilnehmer wie des Verhandlungsleiters Wladimir Medinski, sondern auch solche aus der ukrainischen Delegation wie von Dawyd Arachamiya und von Mychailo Podolyak, die diese am 29. März 2022 und zuvor machten. Auch das ukrainische Präsidialamt bestätigte an dem Tag die Verhandlungen und benannte die konkreten Vorschläge aus Kiew. Einige der Mitglieder der Kiewer Delegation bestätigten die Verhandlungen in den letzten Wochen erneut.
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