"Der Versuch, Unrecht aufzudecken, wird vereitelt"
Ulrike Guérot spricht im Interview mit Philipp Fess über die aktuelle Kampagne gegen sie, den Ukraine-Krieg, ihre Leidenschaft Europa sowie ein neues Buch, das ein ausführliches Interview mit ihr enthält. Worum geht es in dem Buch? Ulrike Guérot:
Im ersten Drittel geht es um das “Phänomen Guérot”. Der Begriff geht zurück auf die wunderbare Gabriele Gysi, die mir auf dem Höhepunkt der Verleumdungen und Shitstorms gesagt hat: “Ab jetzt geht es nicht mehr um dich persönlich. Es geht um ein gesellschaftliches Phänomen, das zufällig deinen Namen trägt.”
Die Gesellschaft braucht eine Projektionsfläche, um ihren Freiheitsgrad zu verhandeln. Das hat mich emotional gerettet, immer wenn es schlimm wurde. In den beiden anderen Dritteln des Buches geht es dann um eine “Demokratie im Treibsand”, also eine Demokratie, in der deren Grundfesten – Meinungsfreiheit, Gewaltenteilung oder Rechtsstaatlichkeit – ins Rutschen gekommen sind, genauer: um den Topos der “simulativen Demokratie”, wie sie Ingolfur Blühdorn schon in einem Suhrkamp-Buch von 2015 beschreibt. Je mehr unsere demokratischen Strukturen de facto zerfallen, desto mehr müssen wir Demokratie simulieren. Je mehr Rechte man verliert, desto mehr braucht es die Inszenierung davon.
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