Corona und die Medien: Wir müssen sprechen
Der ZDF-Journalist Dirk Jacobs kritisiert den Umgang der Medien in der Corona-Zeit. Viel zu viele Kollegen hätten einfach mitgemacht, ohne die offiziellen Stellungnahmen zu hinterfragen. Ein neuer interessanter Debattenbeitrag in der Reihe der Berliner Zeitung.
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Wie konnte unter dem journalistischen Primat, dass „die Fakten stimmen müssen“, die, wie ich sie bezeichnen würde, Ur-Sünde der Berichterstattung passieren: der weitgehend unkritische, kaum hinterfragte Umgang mit den Daten und Aussagen des Robert-Koch-Instituts? Eigentlich haben doch viele Journalistinnen und Journalisten in ihrem Bildungshintergrund Grundkenntnisse in Statistik. Somit hätte doch kaum jemand so wirkungsmächtig mit diesen schwachen, zeitlich kaum vergleichbaren Zahlen arbeiten dürfen, aus denen sich nichts wirklich Exaktes zu Infektionen, Infektiosität und zu konkreten Verbreitungswegen, zu tatsächlichen Corona-Kranken und Todesursachen, zur Wirkung von Maßnahmen und zum Thema Impfung ableiten ließ. Beziehungsweise hätte man täglich, bei jeder Veröffentlichung dieser Zahlen, bessere Erhebungen fordern müssen. Doch das Thema der fehlenden und vom RKI auch nie erbrachten repräsentativen Studien blieb journalistisch ein Randthema. Als regelmäßiger Teilnehmer der RKI-Briefings wurde ich Zeuge, dass bis auf ganz wenige Ausnahmen fast alle Fragenden lediglich von Präsident Wieler (oder seinem Stellvertreter) wissen wollten, wie er die Lage bewertet und einzelne Maßnahmen oder Gefahren einschätzt. Und in der Regel wurden dann diese Aussagen so publiziert. Die nicht Anwesenden zitierten oder sendeten ohnehin oft nur die Hauptaussagen Wielers, die auch über die Nachrichtenagenturen weitgehend distanzlos verbreitet wurden.