Weltpolitik

Schiefes Frauenbild oder Warnschuss der Schlapphüte – Was steckt hinter den Sex-Anschuldigungen um Wikileaks-Gründer Julian Assange?

Hinweis: Die Bilder sind aus den archivierten Hintergrund-Texten vor 2022 automatisch entfernt worden.

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Von REDAKTION, 23. August 2010  –

Die Inszenierung eines Sex-Skandals gehört zu den klassischen Methoden, einen politischen Gegner in die Enge zu treiben, den man mit anderen Mitteln nicht zu fassen kriegt. Der Wikileaks-Gründer Julian Assange steht gerade im Mittelpunkt eines solchen Sex-Skandals. Haben Geheimdienste ihre Finger mit im Spiel?

Nachdem es in Pressemeldungen von Samstagmittag zunächst hieß, dass die schwedische Polizei gegen Assange wegen eines Verdachts auf Vergewaltigung ermittle und einen Haftbefehl gegen ihn ausgestellt habe, überschlugen sich am Wochenende die Nachrichten.

Eine Polizeisprecherin in Stockholm gab am Samstag gegenüber der Zeitung Expressen an, dass sich zwei Frauen mit entsprechenden Vorwürfen nach einem Schweden-Besuch von Assange gemeldet hätten. Allerdings hätten sie keine Anzeige erstattet. Gleichlautend äußerte sich eine Sprecherin der schwedischen Staatsanwaltschaft im Rundfunksender SR.

Am Sonntagmittag meldete dpa dann, Schwedens Polizei habe plötzlich einen Rückzieher gemacht. „Es gibt für mich keinen Grund zu dem Verdacht mehr, dass er eine Vergewaltigung begangen hat“, erklärte die Oberstaatsanwältin Eva Finné. Der seltsame Vorgang legt die Vermutung nahe, dass es sich um einen gut platzierten Warnschuss eines Geheimdienstes gehandelt haben könnte.

Auch die Betreiber von Wikileaks vermuten eine Geheimoperation hinter den Anschuldigungen. Der isländische Assange-Mitarbeiter Kristinn Hrafnsson sagte gegenüber schwedischen Journalisten: „Wir haben Informationen, dass eine Verleumdungskampagne gegen Wikileaks oder Julian Assange in dieser Woche starten sollte.“

Gavin MacFayden, Direktor des Zentrums für Investigativen Journalismus in London, sagte gegenüber der englischen Zeitung Guardian: „Wir, die wir wussten, was er mit Wikileaks tut, haben so eine Sache schon vergangene Woche erwartet. So arbeiten Verleumder. Erst werden die Vorwürfe erhoben, dann zurückgezogen, aber der Schaden bleibt.“ (1) 

Assange wiederum sagte am Wochenende in einer Twitter-Mitteilung, gegenüber der Stockholmer Zeitung Aftonbladet (Internetausgabe) und in einem Interview mit dem TV-Sender Al Jazeera,  er sei vor schmutzigen Tricks und „Sex-Fallen“ gewarnt worden. (2)

„Wir haben am 11. August eine Warnung vom australischen Geheimdienst bekommen, dass wir mit solchen Sachen rechnen müssten“, erklärte er in dem Fernseh-Interview. Er habe „keine Ahnung“, wer die beiden Frauen seien, die ihn der Vergewaltigung sowie sexueller Nötigung beschuldigt  hatten. Der australische Staatsbürger Assange will zur Klärung der Vorwürfe gegen ihn in dem skandinavischen Land bleiben.

Der Fall wirft eine Reihe von Fragen auf. Warum haben die Frauen, die Assange angeblich beschuldigen, keine Anzeige erstattet? Warum wurde Assanges Name in einem so frühen Stadium in den Medien veröffentlicht? In Stockholm kritisierte unter anderem der frühere Oberstaatsanwalt Sven-Erik Alhem das Vorgehen der Behörden. Er sagte im Rundfunk: „Normalerweise posaunt man einen derartigen Haftbefehl nicht so heraus. Das ist hier geschehen und hat einen gewaltigen öffentlichen Effekt gehabt.“

Warum weisen die Medien, die Assange so schnell als Verdächtigen gebrandmarkt haben, anschließend den naheliegenden Verdacht einer Geheimdienstverwicklung als Verschwörungstheorie zurück? Der bizarre Verlauf des Stockholmer Wochenend-Dramas gab den sofort im Internet kursierenden Verschwörungstheorien reichlich Nahrung, meldete beispielsweise die Nachrichtenagentur dpa und zitierte eine von den zwei besagten Schwedinnen, auf die sich die  Vorwürfe gegen Assange stützen, mit den Worten:

„Unsere Anschuldigungen gegen Julian Assange sind natürlich weder vom Pentagon noch von jemand anderem inszeniert worden.“ Die Verantwortung liege allein bei einem Mann mit einem „schiefen Frauenbild“ und dem Problem, dass er ein Nein nicht akzeptieren könne, sagte sie der  schwedischen Zeitung Aftonbladet.

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Quellen: dpa und
(1) http://www.stern.de/panorama/ermittlungen-gegen-wikileaks-chef-assange-das-raetsel-um-die-sex-vorwuerfe-1595763.html

(2) http://www.youtube.com/watch?v=QzaDtt5VGuw

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